Das Flurlicht im Gasometer

144 Lampen und 16 Lautsprecher wollen Besucher des Oberhausener Giganten unterhalten. Die Montage der Berliner Künstlerin Christina Kubisch soll für Events immer ausgeknipst werden

AUS OBERHAUSEN PETER ORTMANN

Ich seh den Sternenhimmel. „Doch in meinem kleinen Herz spür‘ ich diesen tiefen Schmerz.“ Der alte Hubert Kah trifft im Oberhausener Gasometer ungewollt den Nagel auf den Kopf. Dort ist gerade ziemlich unspektakulär die neue Dauerausstellung „Feuer Licht Himmel“ eröffnet worden. 144 Glühbirnen und 16 Lautsprecher hat die Berliner Künstlerin Christina Kubisch dafür anbringen lassen. „Es war saukalt und schwierig“, sagt sie. Wo die Ursprünge der Tangerine Dream-Klänge liegen, weiß sie dagegen nicht, die Tonspur entwickelten Studenten der TU Berlin. Dass die Elektro-Installation einer Oberhausener Lichtbaufirma frappant ein bekanntes Zauberflöten-Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel (1815 in Berlin) assoziiert, wohl. Er sei der wesentliche Ideengeber der Gasometerbeleuchtung gewesen.

Egal, das gigantische Industriedenkmal, Highlight der ehemaligen Internationalen Bauausstellung IBA, hat für 300.000 Euro ein neues, dauerhaftes Flurlicht bekommen. Stromlinienförmig natürlich hauptgesponsert vom örtlichen Energieunternehmen EVO. Dazu die Stadtsparkasse und das Land NRW, das immerhin 50.000 Euro für die Glühbirnen nebst meditativem Soundtrack beisteuerte. Für die langfristige Aufwertung wurden von der Landesregierung deshalb Fördertöpfe gebündelt, sagte Reinhard Krämer von der kulturellen Staatskanzlei. „Die Eröffnung ist ein wichtiger Tag für die Zukunft des Gasometers“, erklärt NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU). Sie betone das Sakrale dieses ganz außerordentlichen Ausstellungsraumes, der dafür prädestiniert sei im Kulturhauptstadt-Jahr 2010 eine große Ausstellung zu beherbergen.

Stören wird „Feuer Licht Himmel“ dann nicht. „Wir können die Installation jederzeit ausknipsen, wenn ein neuer Event ansteht“, sagt Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Betreiber GmbH. Pläne habe man, spruchreif sei natürlich nichts – das ist eine Aussage, die seit Jahren zum Standard-Repertoire der Gasometer-Macherin gehört. Kunst-Events in dem 100 Meter hohen, ehemaligen Gasbehälter sind nämlich „schweineteuer“. Das wusste selbst Marie Zimmermann, die neue Intendantin der RuhrTriennale schon an ihrem ersten Arbeitstag und winkte ab.

Das Feuer im Titel steht für den zweiten Teil des neuen Innenlebens des Denkmals, die „Wanderausstellung“. Im Erdgeschoss werden Bilder und Exponate früherer Kulturereignisse wie das Projekt von Christos „The Wall“ oder Bill Violas „Five Angels“ gezeigt. In der Hauptsache großformatige Arbeiten vom Christo-Hausfotografen Wolfgang Volz, die auch mal Werke des Verhüllungskünstlers in den USA zeigen. So will man die Entwicklung vom Gasspeicher zur renommierten Kunsthalle dokumentieren und die richtigen Höhepunkte der zehnjährigen Ausstellungsgeschichte zeigen. „Und Besucher anlocken“, sagt Architekt Uli Dratz, der die Doku-Ausstellung im eiskalten 24-Eck entworfen hat. Das sei schließlich das Hauptziel der ganzen Aktion.