Offenes Bekenntnis

SEXUALITÄT 125.000 Menschen auf der Schwulen- und Lesben-Parade zum Christopher Street Day

Für manche war es schrill, für andere bunt: Für die Vielfalt in der Liebe und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung sind am Samstag auf der „Hamburg Pride“ 125.000 Menschen auf die Straße gegangen. Stundenlang schlängelte sich die Parade von Schwulen, Lesben, Bi-, Trans- und Intersexuellen aus Anlass des Christopher Street Days (CSD), dem 1969er-Aufstand gegen die Repression der New Yorker Polizei, mit 20 Trucks von der Langen Reihe durch die City zum Jungfernstieg.

Angesichts der Bundestagswahl war das Motto: „Mehrheit für Vielfalt: Du hast die Wahl!“. Daher präsentierten sich die etablierten Parteien SPD, Grüne und FDP auch eher nach der Devise „Klotzen statt kleckern“ und waren mit lauten Musiktrucks unterwegs. Links- und Piratenpartei gaben eher dezent ihre Position ab. „Wir sind anders“, verkündeten sie dem Wahlvolk.

Aber auch der Blick nach Russland, wo Homosexuelle bedrängt werden, stand auf der Agenda: Präsident Wladimir Putin hat gerade ein Gesetz gegen homosexuelle Propaganda verabschieden lassen, weswegen auch Touristen mit 100.000 Rubel, umgerechnet 2.300 Euro, belangt werden können, wenn sie keine ablehnende Haltung zur Homosexualität einnehmen. „Wake up – Putin“, so hieß auf den Transparenten.

Für die zuschauenden Touristen mag die CSD-Parade durchaus ein Ereignis gewesen sein, wenn Drag Queen Oliver Johns im Nackt-Kostüm herumlief, andere Transvestiten in ihren Mega-High-Heels hinterher stöckelten oder Menschen in kompletter Lederkluft für den Sado-Maso-Sex warben – bei einigen BesucherInnen hörte man dennoch die Angst vor einem Outing. „Wenn mich jemand aus dem Dorf mit hohen Plateaus und Lederkluft sieht, muss ich wegziehen“, tuschelte eine junge Frau ihrer Begleiterin in bayrischen Akzent zu. Vielfalt in der Sexualität gibt es eben nicht überall.  KVA