Fußballfans scheuen das grüne Umland

Der Übernachtungsboom zur Weltmeisterschaft bleibt bisher aus: Nur Großstädte wie Köln profitieren von den Fußballfans aus dem Ausland. Gaststätten und Hotels in der Eifel und Münsterland gehen bislang leer aus

DÜSSELDORF taz ■ Eine Millionen Gäste sollen angeblich zu Weltmeisterschaft einreisen und dabei fünf Millionen Übernachtungen buchen. Sagt zumindest die „Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.“ Doch die Pfründe sind in Nordrhein-Westfalen sehr unterschiedlich verteilt: In den ohnehin touristisch interessanten Städten wie Köln sind die Hotels ausgebucht, an Gegenden wie der Eifel oder dem Münsterland geht die WM fast spurlos vorbei.

„Von einer Bettenknappheit kann keine Rede sein“, sagt die Pressesprecherin der „2006 FIFA World Cup Accommodation Services“ (WCAS), Verena von Gehlen. Ein Fünftel der 112.000 Zimmer in NRW werden über die WCAS vermarktet. Nur 45 Prozent sind bisher ausgelastet. Insbesondere die jeweils 40 WCAS-Hotels in Köln und Düsseldorf sind jetzt schon sehr gut gebucht. „Die zentrale Lage sowie das touristische Angebot spielen eine entscheidende Rolle“, sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher des „Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Nordrhein“. Die Auslastung der Hotels in der Domstadt liegen anlässlich des Spitzenspiels England gegen Schweden bei 70 Prozent. Schon jetzt haben 4.000 Brasilianer und mehr als 3.000 Mexikaner in den beiden Rheinmetropolen ihr Zimmer gebucht. In der Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen sind die Hotelzimmer nur bei Toppspielen ausgebucht. In solchen Fällen stehen immer noch im Umland Betten frei.

Auf die abgewiesenen TouristInnen hofft Michael Kösters, Geschäftsführer vom Fremdenverkehrsverband Münsterland Touristik. „Ein Buchungsansturm ist bisher ausgeblieben“, sagt er. Jetzt hofft er kurzfristig auf einen „Zimmer-Run“.

Ein ähnlich ernüchterndes Bild bietet sich in der Eifel. Über das Fremdenverkehrsamt Eifel-Tourismus sind nur vier bis fünf Buchungen mehr gelaufen als in anderen Jahren. Deshalb warnt Hellwig von der Dehoga: „Die Hotelbranche darf nicht allzu optimistisch sein“. Es lasse sich noch nicht definitiv sagen, ob die erwarteten Kontingente auch tatsächlich gebucht werden. Er verweist auf das Risiko, sich auf die WM als „Zimmerfüller“ zu verlassen. Zu den sicheren Gewinnern zählten nur Hoteliers, deren Häuser in der Nähe von Mannschaftshotels und Spielstätten liegen. Dort, so die Prognose des DEHOGA, kann mit einer „Auslastung von 80 Prozent gerechnet“ werden.

CLAUDIA KÖNSGEN