Der Provinz-Tycoon

Auch das noch“, wird Uli Hoeneß womöglich ausrufen, wenn er im Branchenbuch liest, welchem Beruf der Vorsitzende des BSV Schwarz-Weiß Rehden nachgeht, auf den der FC Bayern München heute in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals trifft. „Steuerberater“ steht da und so ist dieser Wettbewerb auch in diesem Jahr für ironische Geschichten gut.

Aber was heißt schon Steuerberater! Friedrich Schilling ist weit mehr als das. Er repräsentiert einen Typus von Fußball-Funktionär, den nur der DFB-Pokal hin und wieder ans Licht der überregionalen Öffentlichkeit bringt. Kein Global-Player wie Dietmar Hopp, der sich ein Bundesliga-taugliches Spielzeug anschafft, aber ein Provinz-Tycoon, der in Immobilien und Gastro macht und vom Traum beseelt ist „den BSV Rehden irgendwann mal im Videotext“ zu lesen.

Das hat er geschafft und mit seinen Beziehungen und der einen oder anderen Finanzspritze aus einem Bezirks- einen Regionalligisten gemacht. „Regionalliga-Fußball im Landkreis Diepholz, wann hat es das schon mal gegeben?“, sagte Schilling schon vor Jahren und plante Größeres: „Wir wollen nicht nur Fußball für Rehden, wir wollen Fußball für die Region spielen, dies- und jenseits der Kreisgrenzen.“

Nun also Live-Übertragung in der ARD statt Videotext. Das bringt nicht nur 400.000 Euro in die Vereinskasse, sondern jede Menge Aufregung in den 1.766-Einwohner-Ort. Wobei Schilling etwas mehr Aufregung und etwas weniger Geld durchaus recht gewesen wäre – bis zuletzt hat er dafür gekämpft, das Spiel auf den heimischen Waldsportstätten auszutragen – aber dem standen die Auflagen des DFB im Weg.

Dass das Spiel nun in Osnabrück stattfindet, ist in der Presse teils hämisch vermerkt worden. „Der Geruch von Gülle bleibt den Bayern-Stars erspart“, war da zu lesen. Der neue Austragungsort ist pikant für Schilling selbst. Es ist noch nicht lange her, da lag er als vorübergehender Mitbesitzer des Osnabrücker Güterbahnhofes im Dauerclinch mit der Stadt.

Für spektakuläre Transfers ist Schilling auch in seinem Hobby immer gut. Gerade hat er den US-Amerikaner Bryan Jordan verpflichtet, der vier Jahre an der Seite von David Beckham in der Major League Soccer spielte. Und vor ein paar Jahren verpflichtete er den Ex-Bundesliga-Profi Marek Lesniak als Trainer, den er bei einem Besuch im ZDF-Sportstudio kennengelernt hatte.

Auch wenn es nach dem Spiel heute keine neue Einladung dorthin gibt, könnte ein Wunsch von Schilling in Erfüllung gehen: Uli Hoeneß treffen. Die Erfolge des Bayern-Präsidenten, verriet Schilling der Presse, habe er in den vergangenen Jahren genau verfolgt.  RLO