Kabinenpredigt
: Sarah BSC

Dieses Spiel war aber mal so was von nötig! Drei Tore für Hertha und sogar Treffer, die nicht nur Glücksschüsse, sondern beinahe richtig erarbeitet waren.

Ich bin ja so erleichtert. Auch weil die angedrohte Wartebank für gewisse brasilianische Kicker nicht wahr gemacht wurde. Solche Sorgen hatte ich mir schon gemacht, dass ich letztlich träumte, ich selbst würde mit einer peinlichen Frisur und goldenen Schlappen auf dem Feld auflaufen müssen, um zu retten, was schon verloren schien.

Meine Sorgen galten nicht nur der Mannschaft, sondern vor allem Herthinho, dem blau-weiß karierten Maskottchen. Wie wäre es für den weitergegangen, wenn Götz die brasilianische Ära vom BSC als beendet erklärt hätte? Das dicke Ding hätte dann doch auch ausgetauscht werden müssen. Würde ersetzt gegen etwas Berlinerisches wie eine Wurst namens Kalle oder einen Plüschdöner.

Herthinho wäre nur der Gang zum Arbeitsamt geblieben, und was ihm da gedroht hätte, kann man sich vorstellen. Eine so genannte Maßnahme zur Wiedereingliederung wäre das Äußerste, was man ihm zugestanden hätte. Vermutlich ein Bewerbungstraining oder eine Computerfortbildung. Bei beidem hätte er glorreich versagt, denn mit solch dicken Wurstfingern trifft man keine Taste und lustiges Mit-dem-Hintern-und-dem-Schwanz-Wedeln hilft auch nur in der Pornobranche weiter. Herthinhos Ende wäre besiegelt, ein paar Monate würde er sich noch als schlechter Erotikkomparse über Wasser halten, um dann einzusehen, dass seine Zeit abgelaufen ist. Aus der BZ hätten wir es erfahren: „Ehemaliges Wahrzeichen im Landwehrkanal gefunden.“

All dies bleibt durch den samstäglichen Sieg vorerst noch düstere Zukunftsfantasie. Und so hat Herthas Sieg zumindest ein Leben gerettet. Das ist doch schon mal was, oder?

Sarah Schmidt