hans meyer
: Kauz und Fuchs

Derzeit kann er sich vor Zuspruch kaum retten. „Nicht auszudenken, wo wir stehen würden, wenn wir von Beginn an mit Meyer gearbeitet hätten“, sagte Michael A. Roth, Präsident des 1. FC Nürnberg nach dem 4:3-Auswärtserfolg in Köln. In diesem Tonfall ging es dann weiter: „Er ist ein Trainerfuchs, die Mannschaft hat großen Respekt vor ihm. Es wäre schade, wenn Hans Meyer in Rente gehen würde“, bauchpinselte Roth den Chefcoach und warb um eine Vertragsverlängerung. Meyer, 63, steht im Ruf eines Sanierers. Nachdem er den herbstmüden Tabellenletzten jetzt auf Platz zwölf der Tabelle geführt hat, soll er zur Konstante beim Club werden. Auch Sportdirektor Martin Bader hofft. „Mit ihm ist der Glauben zurückgekehrt. Er ist ein Glücksgriff für den Club“, frohlockte Bader.

Zu diesen Dingen wollte sich der Kauz am Wochenende nicht äußern. Immerhin leitete er in gewohnter Weise seine teils belehrenden, teils altersweisen Sätze mit einem Meyer’schen „Gehen Sie getrost davon aus ...“ ein, um dann näher auf seinen Stürmer Robert Vittek einzugehen. Unter Wolfgang Wolf war der Slowake zu einem Häuflein Elend verkommen, wollte in der Winterpause wechseln. Aber Meyer hat den Angreifer wieder aufgebaut. Sechs Tore hat Vittek zuletzt in zwei Spielen geschossen. Eine geradezu kathartische Problemlösung ist Meyer da gelungen. Er hat ohnehin ein Auge für Spieler mit Potenzial. Meyer brachte gleich einen neuen Psychotrick an: „Er ist ein richtig Guter und für uns eigentlich eine Nummer zu groß.“ Das wird Vittek mit Genugtuung aufgenommen haben. Er gibt seinem besten Mann zu verstehen, unverzichtbar und ein Spekulationsobjekt zu sein – nicht übel. Mit Iwan Saenko ist Hans Meyer eine ähnliche Metamorphose gelungen; auch dieser Spieler gehörte zu den Verstoßenen.

Meyer hat ein feines Sensorium für Schieflagen in Fußballteams. Er weiß das Gleichgewicht neu zu tarieren, ins Hintertreffen geratene Leistungsträger wieder zu integrieren und eine Hackordnung zu etablieren, die stimmig ist. So hat er auch den 1. FC Nürnberg wieder fit gekriegt. „Im Herbst war hier alles richtig schlecht“, erklärte das Cleverle, „und somit auch der Robert. So sensible Jungs wie er sind halt abhängig vom Umfeld.“ MV