LESERINNENBRIEFE
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Schlagzeilen bleiben im Kopf

■ betr.: „Schily wittert wahnhafte Angst vorm Staat“, taz v. 29. 7. 13

Schlagzeilen bleiben am ehesten im Kopf des Lesers, und warum wird Otto Schily mit dieser unverschämten Aussage so viel Platz eingeräumt? Mündige Bürger fordern von ihren demokratisch gewählten Vertretern, ihren Amtseid einzuhalten (Schaden abzuwenden vom deutschen Volke) und juristisch und kriminologisch den Vorwurf der Spionage prüfen zu lassen. Die Aufforderung, einen rechtsstaatlichen Prozess zu starten als „wahnhafte Angst vorm Staat“ zu titulieren zeigt, wo Herr Schily steht. ARNE MATSCHINKSY, Hamburg

Nicht nur lästige Werbung

■ betr.: „Schily wittert wahnhafte Angst vorm Staat“, taz v. 29. 7. 13

Schily hat ja fast recht: „Die größte Gefahr geht vom Terrorismus und von der organisierten Kriminalität aus.“ Nur dass er damit Nagelbombenattentate etc. meint – und nicht den alltäglichen, alle Lebensbereiche durchsetzenden kriminell organisierten Terrorismus, der die Überflutung der Menschheit mit gezielt fehlkonstruierter „Informationstechnologie“ und damit die Entfremdung des Menschen von sich selbst als Sinneswesen betreibt.

Schily hat anthroposophische Mediziner in der Familie: Er weiß, dass Steiner sich mit seiner Abrogation der „motorischen Nerven“ leidenschaftlich gegen die Elektrifizierung des Menschen einsetzte. Ich will mich nicht als platter Fortschrittskritiker lächerlich machen, ich nutze viel das Internet. Die Spähaffäre bringt mit ihren gigantischen Datenmassen als Spitze des Eisberg nur zum Ausdruck, was jeder bei der Internetnutzung oder beim Einrichten seines Smartphones kennt: Die Technik ist weit entfernt davon, dem Menschen dienen zu sollen, die alles durchsetzenden „wirtschaftlichen Interessen“ sind nicht nur lästige Werbung, permanenter Updatezwang und harmloses Infotainment, sondern organisierter Terror.

Man braucht kein Anhänger von Verschwörungstheorien sein, die niedliche „Spähaffäre“ zeigt jedem deutlich: Staat und Wirtschaft stecken nach wie vor unter einer Decke. Vor braven, gut erzogenen Innenministern an sich muss man in der Tat keine Angst haben. Doch aus dem militärisch-industriellen Komplex ist im Zuge des „längst begonnenen Cyberwars“ der informationstechnisch-industrielle Komplex geworden. Steiners Konzeption gehört in die Kategorie des von allen politischen Parteien penetrant unterschlagenen „dritten Weges“, bei denen „Wirtschaft“ aus den Verflechtungen sowohl mit dem Staat als auch mit dem privaten Egoismus gelöst wird. Schade, dass Schily dies so tief verdrängt hat. MARTIN CUNO, Siegen

In den USA ist alles besser?

■ betr.: „Wischiwischi“, sonntaz vom 3. 8. 13

Ja super, die Herren Medienexperten: In den USA ist alles besser, und die sind natürlich technisch viel weiter als wir. Wie viel weiter, das dürfen wir aktuell jeden Tag in der Zeitung lesen! Ach, du technikfeindliches Deutschland – schaffst Atomkraftwerke ab und setzt (u. a.) auf Windmühlen – Technik von vorvorgestern! Und das liegt natürlich an den Linken, weil sie die allerschlimmsten Technikverweigerer sind, wie etwa unsere Kanzlerin: „Das Internet ist noch Neuland für uns.“ Die muss echt Linksaußenextremistin sein. Auweia. INGE MUFF-BONGERS, Neresheim

Versammelte Mittelmäßigkeit

■ betr.: „Wer seid ihr denn?“, taz vom 2. 8. 13

Aber hallo, wie kommt ihr denn dazu, die versammelte Mittelmäßigkeit bundesdeutscher „Spitzen“politiker allein den Ossis anzulasten? Beim Betrachten der fünf Porträts habe ich verzweifelt versucht, mir irgendein westdeutsches Politikergesicht vor Augen zu rufen, das „die intellektuellen Debatten der letzten zwanzig Jahre, ob über Krieg, Nazivergangenheit, Sozialsystem, Rassismus oder Islam“ bemerkenswert vorangetrieben hätte. Wer hat denn da einen Tunnelblick? Schließlich ist Angie ja auch deshalb immer noch mit guten Chancen als Bundeskanzlerin versorgt, weil sie unaufgeregt anscheinend dem wählbaren Idealpolitikerbild auch der westdeutschen Politikkultur zu entsprechen scheint …

ELKE SCHILLING, Berlin

Paketversand nervt

■ betr.: „Hilflos und heftig“, taz vom 2. 8. 13

Und was ist mit dem Verkehr? Der Onlineversandhandel führt zu immer mehr Verkehr. Jetzt soll vorwiegend abends (DLF vom 18. 7. 13) auch noch der Foodbereich dazukommen. In Freiburg-Vauban gibt es dank zukunftsweisenden Verkehrskonzepts nur rund 160 Autos auf 1.000 Bewohner. Aber der motorisierte Paketversand nervt zusehends. Diesen Aspekt blendet Herr Denk aus seinem Bericht völlig aus. Das ist doch eine recht selektive Betrachtungsweise.

ERICH LUTZ, Freiburg

Das ist rücksichtslos

■ betr.: „Lasst uns Zigaretten verbieten“, taz vom 3. 8. 13

Liebe Bettina Gaus, der konkrete Fall ist aber schon schlimm für die Nachbarn: ständige Rauchentlüftung übers Treppenhaus, das ist doch rücksichtslos. Rauch ist mehr als Geruchsbelästigung, die Folgen des Einatmens sind hinlänglich bewiesen etc. etc. Was ist mit den Kindern im Haus? ANNETTE AHME, Berlin