Starres Schriftbett

betr.: „Friede über den Wörterbüchern“, taz vom 3. 3. 06

Von wegen „Friede über den Wörterbüchern“! Eine vermessene Vorstellung, eine lebendige, sich stets fortentwickelnde Sprache für längere Zeit in ein starres Schriftbett zwängen zu können. Ohne den mutigen Schritt, die Großschreibung der Hauptwörter abzuschaffen, muss jede so genannte Reform Stückwerk bleiben.

Wie gerne las ich einstmals Die Woche, in welcher die Substantive kleingeschrieben wurden. Verständnisprobleme? Fehlanzeige!

Von den bisherigen 98 Nobelpreisträgern der Literatur erhielten 89 die höchsten literarischen Ehrungen, deren Schrift keine Großschreibung der Hauptwörter kennt, deren Werke dennoch weltweit verstanden wurden.

Reförmchen, wie die neuerliche, lenken von den massiven Verhunzungen ab, unter denen unsere Sprache immer mehr leidet, deren Abwehr mehr Engagement verdienen würde. Mein bedauerliches Fazit: Auch hier scheint Äußerliches mehr zu zählen als der geistige Gehalt. REINHARD MÜCK, Weitramsdorf

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