BIOSPHÄRE POTSDAM
: Liebe zur Titanwurz

Vor lauter Tropenhitze konnte ich die Wurz leider nicht finden

Um meinen Ruf als einzige Titanwurz-Expertin Berlins zu untermauern (ich meine die nach Aas stinkende, an einen von einem drogenabhängigen Art-Deco-Architekten erbauten Glücksbrunnen mit Riesenspargel erinnernde, seltene, zum Stamme der Aronstabgewächse gehörende Pflanze und nicht etwa den Schniedel vom ehemaligen Nationaltorwart oder ähnlich blöd Schlüpfriges), suchte ich gestern die Biosphäre Potsdam auf. Denn dort befindet sich meines Wissens nach ein prächtiges Exemplar meines Lieblingsgewächses, zudem überraschen einen alle Nase lang Dinosaurier zwischen den Tropenpflanzen und bewegen die Köpfe, während ihre Murmelaugen von innen beleuchtet und so zum Leben erweckt werden, bis die Kinder schreien und sich verschreckt hinter die Elternrücken drücken.

Vor lauter Tropenhitze konnte ich die Wurz leider nicht finden, dafür entdeckte ich meine Leidenschaft für Kinderkino mit Flugsimulation wieder. So was stand nämlich einst auch im Spreepark, als von Norbert Witte noch keine Spur und das Riesenrad noch im Gange war. Im Plänterwald flog man in einer Rakete auf den Mond, selbstverständlich vor den Amis und mithilfe eines netten KosmonautInnenteams. Es ruckelte ordentlich, als man im Südpol-Aitken-Becken aufsetzte.

In der Biosphäre schaukelt man sich einen stummen, nur von verlorenem Gitarrenspiel untermalten Zeppelin-Rundflug über den Regenwald zurecht, an dessen Ende man nachdrücklich darauf hingewiesen wird, dass im Jahr 2063 das einzige Restchen Regenwald in ebenjener Potsdamer Biosphäre wachsen wird, falls das mit dem Abholzen so weitergeht. Das rennt bei mir offene Nadelholztüren ein: Neben der ökologischen Katastrophe fürchte ich auch die obdachlosen Vogelspinnenpopulationen, die sich dann garantiert auf den Weg nach Potsdam machen würden. JENNI ZYLKA