MICHAEL STICH, TURNIERDIREKTOR : Ein Mann für alle Fälle
■ war die deutsche Nummer 2 im Tennis. 1991 besiegte er in Wimbledon Boris Becker – den der Referee zum Sieger ausrief Foto: dpa
Zu seinen besten Zeiten hat Michael Stich makelloses Serve-and-Volley-Tennis gespielt, und vielleicht ist im kollektiven Unbewussten davon etwas hängen geblieben. So ein unbestimmtes Gefühl: Dass da einer kommt und die Sache erledigt.
Als sie ihn im vergangenen Jahr als Turnierdirektor an den Hamburger Rothenbaum holten, sagte Stich zu, obwohl das Turnier gerade seinen Master-Status verloren hatte. Stich stieg auch finanziell ein – und verlor seinen Hauptsponsor, einen österreichischen Internet-Wettanbieter. Gegen dessen Engagement hatten die Spielbanken in Schleswig-Holstein geklagt – weil die Konzession für Deutschland fehlte.
Seitdem läuft es unrund am Rothenbaum. 2009 musst die Stadt 200.000 Euro zuschießen, dieses Jahr sieht es nicht besser aus: „Wir wollen den Rothenbaum auf Jahre hinaus sichern“, sagte Stich gestern. Zuvor hatte er verkündet, dass er immer noch keinen Hauptsponsor gefunden habe.
Gleichzeitig hat Stich auch noch die Initiative „Nie Wieder!“ am Hacken: Die hat Strafanzeige gegen seine Aids-Stiftung gestellt – wegen eines Plakats. Auf dem ist ein Grabstein mit der Skulptur eines Paares beim Sex zu sehen. Der „Zusammenhang von Tod und ungeschützten Geschlechtsverkehr“ werde „mit pietätlosen widerlichen Bildern und auf glaubensverhöhnende Weise“ hergestellt, schäumt die Christen-Ini aus dem Süddeutschen.
Stich ist in Pinneberg geboren, aufgewachsen ist er in Elmshorn. Andere werden bei diesen biografischen Eckdaten Punk. Oder depressiv. Stich keins von beidem. Er wurde Zweiter der Tennis-Weltrangliste.
Vielleicht sollte man ihn nicht unterschätzen. Wenn das Rothenbaum-Turnier nicht genug Geld bringe, werde er in der Arena Konzerte veranstalten, tönte Stich im vergangenen Jahr. Das ist möglicherweise nicht nötig: Die Hamburger Handelskammer sprang ihm gestern mit einer Expertise bei, nach der der Wert des Rothenbaum-Turniers für die Stadt bei 820.000 Euro liegt – so viel würden die Hamburger in das Turnier investieren. Fehlen bloß noch die großen Namen. DANIEL WIESE