Rettung durch Rüstung

WERFTENKRISE Blohm + Voss-Verkauf an Abu Dhabi Mar wird heute perfekt. Araber wollen Kriegsschiffe bauen

Die Araber bringen zwei Aufträge für Kriegsschiffe in das Geschäft mit ein

Die Entscheidung ist gefallen: Am heutigen Mittwoch wird der Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp Marine Systems den Verkauf einer der ältesten und bekanntesten deutschen Werften absegnen. Blohm + Voss, 1877 gegründet, wird in den Besitz des arabischen Schiffsbauers Abu Dhabi Mar (ADM) übergehen. Thyssen-Krupp behält nur eine Beteiligung von 20 Prozent an den Bereichen Reparatur, Mega-Jachten und Schiffskomponenten. Militärschiffe wollen Thyssen-Krupp und ADM zukünftig in einem Gemeinschaftsunternehmen bauen, an dem die Partner jeweils 50 Prozent halten.Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart.

Hintergrund des Verkaufs ist die katastrophale Auftragslage der Werft mit Hauptsitz in Hamburg-Steinwerder. Der Bau von zwei Luxusjachten kann in den kommenden Wochen abgeschlossen werden, doch Anschlussaufträge fehlen. Erst 2011 stehen vier Fregatten für die Deutsche Marine in den Auftragsbüchern. ADM aber bringt zwei Aufträge für Kriegsschiffe im Gesamtwert von 2,5 Milliarden Euro in das Geschäft mit ein. Sie wären für Blohm + Voss der erste Exportauftrag in dieser Sparte seit elf Jahren.

Trotzdem befürchtet Hamburgs IG Metall, dass es in wenigen Monaten nicht mehr genügend Arbeit für die Beschäftigten gibt und dann auf der Werft Kurzarbeit in großem Stil eingeführt wird. Der Gewerkschaft gelang es bislang zumindest, von ADM eine mündliche Beschäftigungs- und Einkommensgarantie für die insgesamt 17.000 Werftbeschäftigten zu bekommen. Laufzeit: zwei Jahre. Zudem wissen auch die Metaller, dass es zum Verkauf aufgrund der Schiffsbau-Krise keine Alternativen gibt. „Wären keine Partner gefunden worden, hätte Thyssen-Krupp den zivilen Schiffbau wohl eingestellt“, ahnt der Hamburger IG-Metall-Chef Eckard Scholz. MARCO CARINI