KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER DEN LANDESENTWICKLUNGSPLAN
: Fragt sich, wer gerettet werden muss

Die Jungen ziehen weg, weil es weder Arbeit noch Breitband- anschluss gibt

Die neue Landesentwicklungsplanung für Schleswig-Holstein scheint auf einhellige Ablehnung zu stoßen: Umweltschützer, Planer und Städte lehnen die Liberalisierung ab. Flensburg will sogar dagegen klagen, aus Angst, die Umlandgemeinden könnten ihr das Wasser abgraben. Dabei ist die Frage, wer in den kommenden Jahrzehnten eigentlich bedroht ist.

Verlässt man sich auf die demographischen Prognosen des Innenministeriums, sind es nicht die Städte, sondern die Dörfer, die zu veröden drohen: Wenn die Bevölkerung zurückgeht, wenn der Anteil alter Menschen steigt, wird vor allem der ländliche Raum leiden.

Die Prognosen sagen einen Bevölkerungszuwachs für die Städte voraus – auch für Flensburg – und einen Schwund in den Kreisen – mit Ausnahme der Randkreise Hamburgs. Die Horrorvision sieht so aus: Die Jungen ziehen weg, weil es keine Arbeit, kein Vergnügen und keinen Breitbandanschluss auf dem Dorf gibt. Zurück bleiben die Alten, die weiß Gott wer versorgt.

Der neue Landesentwicklungsplan soll dem begegnen. Mit der Arbeit daran hat bereits die SPD begonnen, deren Kritik entsprechend mild ausfällt. Auch die Grünen haben es bei einem Änderungsantrag belassen.

Der Nachteil des Plans ist, dass er zwischen den Landkreisen nicht differenziert. Damit droht er die Zersiedlung im Hamburger Speckgürtel zu verstärken.