Wölfe in Moorburg

RECHTSROCK Nachdem sie im Kreis Stade abblitzte, trat die Bremer Band „Kategorie C“ spontan in Hamburg auf. 450 Besucher feierten im Lokal eines städtischen Vermieters. Der will nun seinen Pächter loswerden

Der Hamburger Verfassungsschutz stuft die Band als „nicht rechtsextrem“ ein

„Danke Hamburg“, so steht es auf der Website der Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“. Sichtlich zufrieden geben sich die Bremer Musiker, die sich zwischen Hooligan- und rechtsextremer Szene bewegen: „Großes Lob, geniales Konzert, super Stimmung“. In Hamburg-Moorburg hat die einschlägig bekannte Kapelle am vergangenen Samstag gespielt. „Polizei und Innenbehörde verharmlosen diese Band und ihr Konzert“, sagt nun Christiane Schneider, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Schon am frühen Abend des 20. März trafen ersten Rechtsrockanhänger am Moorburger Kirchdeich ein. Mehr als 450 Zuhörer sollten es schließlich werden, hier in der Gaststätte „Im alten Moorkathen“, wo neben „Kategorie C“ auch die Band „Nothlöser“ auf. Die Polizei hatte den Veranstaltungsort schon frühzeitig weiträumig abgeriegelt.

Eigentlich hätte der Auftritt etwas weiter westlich stattfinden sollen: In die Buxtehuder „Festhalle“ hatte Stefan Silar geladen. Seit Jahren bereits richtet der Betreiber des Neonazi-Ausstatters „Streetwear Tostedt“ Konzerte für die Szene aus. Zweifelhafte Bekanntheit erlangte Silar, als er am 18. März 1992 zusammen mit einem Kameraden den Kapitän Gustav Schnellclaus derart zusammenschlug, dass dieser verstarb. Die zeitliche Nähe des Konzertes zum Jahrstag jener Bluttat soll einer der Gründe gewesen sein, aus denen der Buxtehuder Wirt kurzfristig absagte. Rasch aber lotste man die Szene nach Hamburg zum „Moorkathen“. Hier hatte die Band bereits im März 2009 auftreten können.

Die Immobilie gehört der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga, die nach Angaben ihres Sprechers Mario Spitzmüller nun den Vertrag mit dem Pächter kündigen will. Über ein Jahr habe man geredet, so Spitzmüller. „Jetzt ist Schluss. Das Verhalten ist Rufschädigung.“

„Kategorie C“ – deren Name auf den polizeilichen Begriff für „Gewalt suchende Fußballfans“ anspielt – profitiert von den unterschiedlichen Bewertungen seitens der Verfassungsschutzämter (VS): Mal werden Konzerte unterbunden, mal nicht. In Hamburg stuft der VS die Band um Hannes Ostendorf als „nicht rechtsextrem“ ein. Jener in Bremen dagegen erklärt, die Band sei wegen „ihrer gewaltverherrlichenden Lieder in der Skinhead-Szene beliebt“ und trete mit „rechtsextremen Skinhead-Bands“ auf. ANDREAS SPEIT