Unsere Art zu leben

Der Dramatiker und Regisseur Falk Richter liest morgen in der Schwankhalle aus seiner Stückesammlung „Unter Eis“

Bremen taz ■ Es ist ein Theaterstück über die McKinsey-Gesellschaft, „über den Wirtschaftskrieg, den wir hier führen“, wie Autor Falk Richter selbst sagt. Ein Versuch, das politische Theater wiederzubeleben. Und irgendwie ist es auch ein bisschen autobiographisch. Denn Richters Vater war selbst ein „recht einflussreicher Mann in der Wirtschaft“. Und damit das Vorbild für Paul Niemand, die Hauptfigur aus „Unter Eis“. Zu sehen ist das Stück in Bremen nicht. Aber zumindest kann man den Stückeschreiber morgen Abend in der Schwankhalle lesen hören.

„Unter Eis“ ist auch der Titel eines jüngst erschienenen Buches, das die Theatertexte des 1969 geborenen Autors, Regisseurs und Übersetzers versammelt. Seit mehr als zehn Jahren schreibt Richter Hör- und Theaterstücke, 2003 inszenierte er erstmals „Das System“, einen vierteiligen Zyklus, zu dem auch „Unter Eis“ gehört.

Es geht darin um „unsere Art zu leben“, wie der Untertitel des Stückes nahe legt. Richter greift damit – völlig unironisch – ein Zitat Gerhard Schröders auf, einst dazu gedacht, den Kampfeinsatz in Afghanistan zu rechtfertigen. Er denkt aber weniger an Außenpolitik und die viel zitierten abendländischen Werte – als an „unser“ Wirtschaftsmodell, „unsere“ Vorstellung vom Glück und Zusammenleben. Und die fünf Millionen „Komplettdepressiven“, wie er sie nennt. „Sozusagen der „Menschenschrott“ unserer Gesellschaft“.

Doch am Ende müssen sich auch die Berater aus „Unter Eis“ selbst abschaffen, als Vollstrecker der eigenen reinen Lehre der Ökonomie. Denn wer alles stets unter dem Ideal der Effiziens betrachtet, erkennt sich selbst am Ende vor allem als: fehlerhaft. mnz

Mittwoch, 15. März, 20 Uhr Junges Theater Bremen in der Schwankhalle