Einblick (485)

Dorothee Bienert, freie Kuratorin

■ Dorothee Bienert, geb. in Königswinter/NRW, Studium der Kunstgeschichte und Slawistik in Bonn und Berlin, lebt und arbeitet als freie Kuratorin in Berlin. 2003 –.2008 Künstlerische Leiterin der Ars Baltica Triennale der Fotokunst, seit 2007 Gründungsmitglied und Mitbetreiberin des Projektraums uqbar im Wedding, 2013 Kuratorin der Galerie im Körnerpark und der Galerie im Saalbau in Neukölln, kuratierte Ausstellungen: Kleider machen Leute – Künstlerische Experimente zu Rollenbildern in der Gesellschaft; (UN)WRITTEN – (RE)WRITTEN: Farkhondeh Shahroudi, Azin Feizabadi; Helmut und Johanna Kandl: Maria, breit den Mantel aus… – Von Wunderglauben und rätselhaften Erscheinungen (mit A. Weitzel) Urbanität mal anders – Künstlerische Projekte zur ästhetischen Stadtforschung.

Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/Dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Die Ausstellung „dandelion gray“ (Grauer Löwenzahn) von Sheila Barcik in der Galerie Nord (noch bis 31. 8.): Jeweils über hundert kleine aquarellierte Zeichnungen fügen sich zu Bildblöcken zusammen, die auf staffeleiartigen Holzwänden präsentiert werden. Das reduzierte Formenvokabular umfasst eine androgyne Figur, schwarze Bäume, Zweige oder Wurzelgeflechte und abstrakte Formen, die in einer rätselhaften Beziehung zu der Figur stehen, und aus denen sich weitere amorphe Formen, Zellstrukturen, Gestirne und Landschaften entwickeln. Die Ausstellung hat mich berührt, weil es auf sehr poetische Weise um die Einsamkeit, Ängste und Sehnsüchte des/der Einzelnen vor der Welt und dem Kosmos geht – ein altes Thema, das trotz der digitalen Hektik, die uns umgibt, immer noch relevant ist. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst Du empfehlen? Bei dem Wetter bin ich am liebsten draußen, frequentiere eher Biergärten als Klubs, z.B. die Villa Rixdorf in Neukölln. Und im Körnerpark ist bei den Sonntagskonzerten der Reihe Sommer im Park immer eine sehr nette und familienfreundliche Atmosphäre. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/Dich zurzeit durch den Alltag? Ich lese zurzeit die Geschichte des Islam von Gudrun Krämer und von Tirdad Zolghadr den Roman „Softcore“ über den Kulturbetrieb in Teheran. Im Urlaub haben mich aber eher die Politkrimis von Wolfgang Schorlau begleitet. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/Dir am meisten Freude? Wenn ich morgens von Kreuzberg über den Flughafen Tempelhof nach Neukölln radle, genieße ich Wind und Wetter und gebe auch gerne mal so richtig Gas – zum Abreagieren und als Frühsport.