sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Morgen wird im FAU-Lokal (Lottumstraße 11, 19 Uhr) über Alternativen zur vielgehassten Gema nachgedacht, allerdings diesmal – anders als sonst – ganz konkret und unter Einbeziehung der Musikschaffenden. Der referierende Musiker und Aktivist Danny Bruder hat die Verwertungsgesellschaft C3S mitbegründet, die, anders als die Gema, als europäische Genossenschaft organisiert ist, und das Urheberrecht von Musiker_innen ebenso unterstützen soll wie sie Creative-Commons-Lizenzverträge aktiv in ihre Überlegungen einbeziehen möchte. Fragen und Anmerkungen sind dringend erwünscht.

Am Samstag startet dann die alljährliche Hanfparade am Bahnhof Zoologischer Garten (13 Uhr), um, wie nunmehr seit 17 Jahren, „für den längst überfälligen Kurswechsel in der Cannabispolitik zu demonstrieren“. Die „Gebraucher von psychotrop wirkenden Cannabisprodukten“, heißt es im Aufruf ganz selbstverständlich im generischen Maskulinum, wollen den Volksvertreter_innen im Bundestag und in den Landtagen zeigen, „dass auch nach der Wahl eine Politik nicht hingenommen wird, die Menschen um ihren Arbeitsplatz, ihr Ansehen, ihre Gesundheit und ihre Freiheit beraubt.“ Dass die Politik „um“ Arbeitsplätze „beraubt“, wird durchs freie Kiffen geändert? Und Alkohol macht Ehekrisen wieder gut? Valium hilft bei Kriegsgefahr? Hustensaft in der Familienpolitik? Leute, also bitte!

Am Sonntag kann man sich am neu eröffneten, jeden zweiten Sonntag im Monat stattfindenden Tresen ohne Drogen (Braunschweigerstraße 53–55, 18 Uhr) einfinden – und „ohne Drogen“ heißt hier tatsächlich ganz buchstäblich, dass es an diesen Abenden ohne Shit, Valium, Alkohol oder Nikotin zugeht. Stellt sich die Frage: Ist Kaffee eine Droge? Ab 20 Uhr wird eine politisch-praktische Maßnahme ganz anderer Art vorgeführt: „Killing Nazis“ heißt der Film, der zu sehen ist. Darin berichtet der heute 91-jährige Wiener Alfred Müller – später Chaim Miller – ganz sachlich davon, wie er, der vor den Nazis fliehen musste, mit Teilen der Jüdischen Brigaden nach 1945 Selbstjustiz übte, indem er SS- und Gestapoangehörige aufspürte, entführte, verhörte und zu guter Letzt hinrichtete. Harter Stoff.

Am Mittwoch schließlich stimmt auf dem Mariannenplatz (16 Uhr) jene Gruppe, die die anstehenden 150 Jahre SPD so richtig mitfeiern will (ihre schöne, sehr informative und aufklärerische Website heißt 150-jahre-spd.net), mithilfe eines Sektempfangs auf ihre „Jubeldemo“ am 17. August ein. Die Presse will auch erscheinen. Es wird also zweifelsohne sehr fröhlich werden!