Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Die Filme, die Jane Fonda vor den schwer seriösen Werken „They Shoot Horses, Don’t They“ (1969, R: Sydney Pollack) und „Klute“ (1971, R: Alan J. Pakula) drehte, wurden von ihr in späteren Jahren stets als zu leichtgewichtig befunden. Immer sei es in diesen Komödien nur um Sex gegangen, nie um die Charaktere, maulte die Schauspielerin, deren Exgatte Roger Vadim ihr einmal bescheinigte, dass Humor nicht zu ihren stärksten Seiten zähle. Nun gut, große schauspielerische Herausforderungen warteten in einem Film wie „Barefoot in the Park“ (1967, R: Gene Saks) tatsächlich nicht auf Fonda. In der Rolle der ziemlich vergnügungs- und andeutungsweise auch sexsüchtigen jungen Ehefrau Corie Bratter, die einen eher stoffeligen Anwalt (Robert Redford) geheiratet hat und mit Erschrecken feststellt, dass dieser auch gelegentlich arbeiten gehen muss, hat sie vor allem gut auszusehen. Eine Anforderung, der sie damals problemlos nachkam. Bei alledem ist das Geplänkel von Fonda und Redford jedoch allemal charmant anzuschauen, und ein „süßes“ Mädchen war Fonda ja sowieso nie: Ihre Eigencharakterisierung als „Macherin“ und ein stählerner Zug um die Mundpartie herum lässt vermuten, dass sie am Ende schon bekommen wird, was sie will. ((OmU) 13.8., Freiluftkino Mitte)

Die Gangsterballade „Tokyo nagaremono“ (1966) ist vermutlich der bekannteste Film des japanischen Regie-Exzentrikers Seijun Suzuki: Eine stilisierte Pop-Art-Fantasie um rivalisierende Yakuza-Banden, in der der Held allerdings lieber in pinkfarbenen Bars eine traurige Ballade singt, als sich an den Todeschoreographien seiner Killerkollegen mit den plakativ coolen Sonnenbrillen und den großen Straßenkreuzern zu beteiligen. ((Om engl. U), 10.8., Arsenal 1)

Ein Haus im Wandel der Zeiten: Vom Bauhaus-Stararchitekten Ludwig Mies van der Rohe in den Jahren 1928-30 in Brno (Brünn) als Privatvilla in der damals revolutionären Stahlskelettbauweise für die jüdische Fabrikantenfamilie Tugendhat errichtet, diente das „Haus Tugendhat“ in der sozialistischen Ära als Therapiezentrum für wirbelsäulengeschädigte Jugendliche und später als Gästehaus der tschechischen Regierung – ehe dann lange Zeit gar nichts passierte. Bis zur heutigen Restaurierung dieses Architekturklassikers, die auch nicht völlig unumstritten ist. Dieter Reifarth bekommt in seiner Dokumentation alle diese Aspekte recht anregend unter einen Hut: von der Aufbruchsstimmung der Moderne und den Utopien des modernen Bauens bis zur wechselvollen Emigrationsgeschichte der Tugendhats und den Einschätzungen der Nachkommen zum Umgang mit einem der berühmtesten Gebäude Tschechiens. (10.-11.8., Kino Krokodil)