KOMMENTAR: KLAUS IRLER ÜBER DEN UMGANG MIT FANGEWALT
: Unüberschaubare Situation

Das Präsidium des FC St. Pauli entschied sich dafür, das Kartenkontingent für die Rostocker Fans auf 500 zu begrenzen. Das geschah auf Druck der Polizei und gegen das Votum der eigenen Fangruppen. Bei den St. Pauli-Fans führte dieses Vorgehen zu harscher Kritik: Der FC St. Pauli dürfe sich nicht als Wegbereiter für den Ausschluss von Gästefans betätigen, hieß es. Plakate vor der St. Pauli-Geschäftsstelle kritisieren den „Kuschelkurs mit der Polizei“. Man reibt sich die Augen: St. Pauli- und Rostock-Fans sind verfeindet. In dieser Sache aber verbünden sie sich.

Der Verein Hansa Rostock wiederum versucht als Reaktion auf das limitierte Kartenkontingent einen Fan-Boykott des Spiels zu initiieren. Das wird zu einer Radikalisierung zu führen: Zwar kommen deutlich weniger Hansa-Fans. Aber die, die kommen, machen Ärger.

Bleiben am Sonntag also viele St. Pauli-Fans, die die anwesende Polizei als Einschränkung von Fanrechten sehen. Und wenige Rostocker Fans, die radikal auf Krawall gebürstet sind.

Eine überschau- und planbare Situation stellt man sich anders vor. Die 500-Karten-Strategie der Verantwortlichen ist nach hinten los gegangen: Die Polizei wird sich nun für mehr Szenarien wappnen müssen, als ihr lieb sein kann.

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