Verschlampt und verschleppt

THEATER Die Schauspielhaus-Sanierung war laut Rechnungshof „überstürzt“ und rechtswidrig geplant. Weder der aktuelle Intendant noch dessen Vorgänger noch das Kulturressort fühlen sich verantwortlich

Der aktuelle Intendant weist alle Verantwortung von sich: Die massiven Vorwürfe, die der Rechnungshof jetzt gegen das Theater erhebt, habe er noch nicht zu verantworten, sagt Hans-Joachim Frey. Sondern sein Vorgänger Klaus Pierwoß. Der wiederum findet das „absurd“ und „lächerlich“. Man wolle ihm hier „nachträglich die Schuld in die Schuhe schieben“.

In der Sache geht es um fast zwei Millionen Euro, die 2007 für die Sanierung des Schauspielhauses verbaut wurden. Dem drohte seinerzeit sogar die vorübergehende Schließung, weil angesichts maroder Bühnentechnik „Gefahr für Leben und Gesundheit“ der Beschäftigen bestanden habe. Das jedenfalls schrieb die Unfallkasse im April 2005, sagt der Rechnungshof. Bekannt sei das Problem aber schon seit dem Sommer 2004 gewesen, etwas passiert sei erst 2007. Dabei wurde nicht nur „völlig überstürzt“ geplant, sondern auch „unter Missachtung aller für Baumaßnahmen geltenden Vorschriften“.

Pierwoß will von alledem nichts wissen: In seiner Amtszeit – also bis zum Sommer 2007 – sei das Schauspielhaus „regulär bespielt“ worden, und weder Bauaufsicht noch Unfallkasse hätten Hinweise geliefert oder gar mit Schließung gedroht. Der Rechnungshof sieht das anders: Schon 2005 sei klar gewesen, dass die Mängel „umgehend“ hätten beseitigt werden müssen. Doch das Theater habe fast zwei Jahre gebraucht, um das – „nicht regelgerecht“ – zu planen.

Auch das Kulturessort muss sich deutliche Kritik vom Rechnungshof gefallen lassen: Die Mittel hätten „nicht bewilligt“ werden dürfen, die unzureichende Arbeit des Theaters „nicht über eine so lange Zeit“ toleriert werden müssen. Schließlich führt das Kulturressort die Fachaufsicht. Doch auch dort weist man heute die Schuld von sich: Man habe das Problem von der bis 2007 amtierenden großen Koalition „geerbt“, sagt Ressortsprecher Heiner Stahn. Allerdings habe man das Theater immer wieder „angemahnt“ – ohne dass etwas passiert sei. Am Ende wollte man im Ressort weder eine Schließung des Schauspielhauses riskieren, noch dem neuen Intendanten ein Theater ohne Schauspielhaus zumuten. Und so wurden auch die um fast 400.000 Euro gestiegenen Umbaukosten schließlich akzeptiert. Mittlerweile, hofft Stahn, habe man Problemen wie diesen „einen Riegel vorgeschoben“, unter anderem durch deutlich intensivierte Berichtspflichten. Und eine neue Intendanz kommt ja auch. mnz