Betr.: kinotaz nord

A

Agora – Die Säulen des Himmels Spanien 2009, R: Alejandro Amenábar, D: Rachel Weisz, Max Minghella

„Ende des 4. Jahrhunderts im antiken Alexandria: Das römische Reich zerfällt, das Christentum erblüht, teils in extrem fundamentalistischen Schattierungen. In dieser Welt im Übergang lebt die Wissenschaftlerin Hypati, die physikalische Phänomene erforscht - und mit den Glaubenslehren der Vorväter bricht. Alejandro Amenábar (“The Others“) hat eine Parabel über den Widerstreit zwischen Wissenschaft und Religion gedreht. Zwar sind die Christen die Bösen, dennoch ist der Film nicht antichristlich, sondern antiextremistisch. Wer die Wahrheit mit dem Schwert unterdrückt, so die Botschaft, kann sich auf keine Bibel und kein anderes Gottesbuch berufen. Fazit: Pompöses Sandalenkino mit guten Darstellern und kraftvollen Bildern, das emotional wenig berührt und nur phasenweise überzeugt.“ (Cinema) SN

Ajami Israel/Deutschland 2009, R: Yaron Shani, Scandar Copti, D: Shahir Kabaha, Fouhad Habash

„Ajami“ heißt jener Teil der israelischen Stadt Jaffa, in dem die Regisseure Scandar Copti und Yaron Shani ihr mitreißendes Drama über Hass, Gewalt und Rache spielen lassen. Ein jüdischer Polizist sucht verzweifelt nach seinem Bruder; ein junger Palästinenser muss um sein Leben bangen, weil er sich in eine Jüdin verliebt hat. Der fiebrige Film beschreibt Israel als glühend heißen Schmelztiegel der Ethnien, der jederzeit überkochen kann, weil er viel zu klein ist für all die Menschen mit ihren Schicksalen.“ (Der Spiegel) FL, HH

Alice im Wunderland USA 2010, R: Tim Burton, D: Mia Wasikowska, Johnny Depp

„In dieser visuell überbordenden Aneignung der beiden Carroll-Klassiker rahmt die Verlobung der Titelheldin eine klassisch dramatisch verlaufende Erzählung vom Sieg über die Tyrannei der großköpfigen Königin ein. Die subversive Kraft, der Wahnsinn und die rebellische Hysterie des Stoffes überdauern in den irritierend verzerrten Bildern, auf denen größenmäßig nichts zusammenpasst.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, SN

Al Pacinos Looking for Richard USA 1996, R: Al Pacino, D: Al Pacino, Winona Ryder, Alec Baldwin

“Zum Teil verfilmtes Theater, zum Teil Dokumentarfilm, zum Teil verfilmte Eitelkeit von Pacino, der hier als sympathischer Angeber daherkommt, der als Regisseur natürlich die besten Szenen für sich reservierte. Manchmal spielt er sogar Shakespeares Richard III erstaunlich gut. Andere Teile gehen dagegen peinlich daneben - die Todesszene wirkt etwa wie von Monty Python inszeniert. Pacino hat einfach die besten Szenen des Stückes zusammengeworfen, und so ist der Film mal originell, mal witzig, aber oft auch enervierend amerikanisch. Als Einführung in das Werk Shakespeares ist er auf jeden Fall wirkungsvoll, den Pacinos Enthusiasmus ist ansteckend.“ (Christopher Tookey) HH

Alvin und die Chipmunks 2 USA 2009, R: Betty Thomas

„Nach dem Erfolg des ersten Kinofilms um die singenden Streifenhörnchen gibt es ein Wiedersehen mit Alvin und Co. Schauplatz ist nicht mehr das Wohnzimmer von Ziehvater Jason Lee; stattdessen gehen die Chipmunks zur Highschool und treten im „Battle of Bands“ gegen eine rivalisierende Chipmunk-Girlgroup an. Der hoch gepitchte Hörnchengesang erschallt somit aus sechs Kehlen statt nur aus dreien. Ansonsten hält sich das Sequel, insbesondere was seinen Grundschulhumor angeht, streng an den Vorgänger.“ (tip) BS, FL, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

ANVIL! – Die Geschichte einer Freundschaft USA 2008, R: Sacha Gervasi

„Anvil“ ist der Name einer kanadischen Heavy-Metal-Band, die Mitte der achtziger Jahre hoffte, so berühmt zu werden wie die Kollegen von Metallica. Mittlerweile sind die beiden Anvil-Gründer, Gitarrist Steve „Lips“ Kudlow und Schlagzeuger Robb Reiner, fast im Vorruhestandsalter. Den Traum von der Rockstarkarriere haben sie jedoch noch immer nicht aufgegeben, wie die großartige Dokumentation des britischen Regisseurs Sacha Gervasi beweist. Der Film zeigt Anvil-Auftritte vor 15 Zuschauern, dilettantisch geplante Konzertreisen und entwürdigende Treffen mit Musikmanagern - eine ebenso witzige wie tragische Chronik des Scheiterns.“ (Der Spiegel) GÖ, HH

A Serious Man USA 2009, R: Joel & Ethan Coen, D: Michael Stuhlbarg, Richard Kind

„Auf denkwürdigen Umwegen bewegt sich dieses Werk der Coen-Brüder ins Jahr 1967, mitten hinein ins Suburbia-Universum von Minneapolis. Ihr Held ist ein jüdischer Collegeprofessor, an dem alle vorbei sehen, während ihm Ehekrise, Studenten-Erpressung, allgemeine Depression und ein paranoider Bruder zusetzen. Wer in dieser sehr makabren Komödie Hilfe bei den Rabbis (oder den Anwälten) sucht, ist verloren - aber in der Coen-Welt wartet ohnehin hinter jeder scheinbaren Erlösung noch eine Katastrophe mehr.“ (tip) H, HH

Auftrag Rache USA 2010, R: Martin Campbell, D: Mel Gibson, Ray Winstone

„Nach der Ermordung seiner Tochter ermittelt ein Bostoner Polizeikommissar auf eigene Faust und sticht dabei in ein Wespennest des militärindustriellen Komplexes. Gradliniger (Polit-)Thriller, in dem Mel Gibson den Rächer als schuldbeladenen, aber unerbittlichen Mann verkörpert.“ (tip) BHV, BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

Avatar USA 2009, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver

„Dass James Camerons Science-Fiction ein wirklich visionärer Film geworden ist, liegt daran, dass sein Macher zu einer raren Hollywood-Spezies gehört: der des megalomanischen Autorenfilmers. Bei diesem Film gehen die Augen des Betrachters von Anfang an ein wenig weiter auf angesichts einer Science-Fiction-Welt, in der sich hyperbrillante, mit beiläufiger Eleganz inszenierte 3-D-Bilder und eine exzessiv überbordende, detailbesessen ausgemalte Fantasiewelt verbinden.“ (Die Zeit) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

B

Beruf: Reporter Italien/Frankreich/Spanien 1973, R: Michelangelo Antonioni, D: Jack Nicholson, Maria Schneider

„Irgendwo in Nordafrika irrt ein englischer Fernsehreporter durch die Wüste, auf der Suche nach einem Guerilla-Camp. Von Beginn an schafft Antonioni ein bedrückendes Klima totaler existenzieller Entfremdung. David Locke, der Reporter, ist in jeder Hinsicht am Ende, verliert den Boden der psychischen Realität unter den Füßen, gerät in jene als absolut erfahrene Sinnlosigkeit. Der Reporter, ein „Unbehauster“ im konkreten Sinne des Worts, bleibt überall ein Fremder und mit seinen falschen Bewegungen driftet der Film planvoll ziellos, mit kühnen, an Jacques Rivettes erinnernden Montagefolgen verschiedene Zeit- und Wahrnehmungsebenen verschmelzend.“ (Hans. C. Blumenberg) HB

Bitterer Reis Italien 1949, R: Giuseppe de Santis, D: Silvana Mangano, Vittorio Gassman

“Melodram aus dem Milieu der Landarbeiterinnen auf den Reisfeldern von Piemont. Eine der Saisonarbeiterinnen verliebt sich in einen Ganoven, der eines Tages auftaucht, um die Reisernte zu stehlen. Erst nach erbittert geführten Auseinandersetzungen durchschaut die vor Liebe blinde Frau das Spiel. Eines der bekanntesten Werke des italienischen Neorealismus, das 1949 zu einem Skandal führte, weil es die leidenschaftlichen Verwicklungen realistisch einfing. Der in der Schauspielerführung miserable Film enthält sich jeder geistig-moralischen Bewertung; er überzeugt jedoch immer noch durch seine exemplarisch schöne Bildgestaltung.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Blind Side - Die große Chance USA 2009, R: John Lee Hancock, D: Sandra Bullock, Tim McGraw

„Sandra Bullock glänzt in diesem Sportlermelodram als resolute Hausfrau, die einem mittellosen Jungen eine bessere Zukunft beschert. Trotz der bekannten Tränendrückerzutaten wie Ausgrenzung, aufkeimende Hoffnung und niederschmetternde Schicksalsschläge versinkt „Blind Side“ nicht in den Niederungen des Kitsches. Stattdessen bekommt der nachdrücklich erzählte Zusammenprall zweier Welten dank des mitreißenden Spiels von Sandra Bullock und Newcomer Quinton Aaron immer wieder die Kurve, den Zuschauer zu bewegen und nicht zu bedrängen.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

The Book of Eli USA 2010, R: Albert & Allen Hughes, D: Denzel Washington, Gary Oldman

„Als Mischung aus blutigem Samuraidrama (“Zatoichi - The Blind Swordsman“) und den desillusionierten Spätwestern eines Clint Eastwood (“Pale Rider - Der namenlose Reiter“) inszenierten die Regiebrüder Albert und Allen Hughes mit „The Book of Eli“ ein nicht nur visuell atemberaubendes Endzeitabenteuer. Bis in kleinste Detail kreierten die „From Hell“-Macher das Szenario einer degenerierten Gesellschaft, in der nach einem nicht näher benannten Krieg das archaische Recht des Stärkeren gilt. Inmitten dieser unwirtlichen Realität setzen sie einen schwertschwingenden Krieger als Zeichen der Hoffnung - stoisch und bedrohlich zugleich verkörpert vom zweifachen Oscar-Preisträger Denzel Washington (“Glory“, „Training Day“). So wie sich die Strapazen seiner langjährigen Odyssee nur erahnen lassen, so vage bleibt auch seine hoffnungsstiftende Mission bis zum Schluss. Was „The Book of Eli“ zusätzliche Spannung verleiht.“ (Cinema) BS, H, HB, OL, OS

Boxhagener Platz Deutschland 2010, R: Matti Geschonneck, D: Gudrun Ritter, Michael Gwisdek

„Jürgen Vogel ist ein geschniegelter Volkspolizist und Gudrun Ritter eine liebestolle Oma in dieser Milljöh-satten Verfilmung eines netten kleinen Romans von Torsten Schulz über einen Mordfall im Ost- Berlin des Jahres 1968. Regisseur Matti Geschonneck hat den Stoff brachial auf Klamotte getrimmt, was Nicht- Berliner Zuschauern mitunter leicht aufs Jemüt schlagen kann.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, OL, OS

C

Chinatown USA 1974, R: Roman Polanski, D: Jack Nicholson, Faye Dunaway

„Die auf mehreren Ebenen entwickelte Darstellung einer kalifornischen Korruptionsaffäre bei der Planung eines großen Staudammes, deren gesellschaftliche und private Dimensionen durch die Nachforschungen eines Privatdetektivs ans Tageslicht kommen. An Raymond Chandlers Kriminalromanen orientiert, in Stil und realitätsbezogener Darstellung jedoch weit darüber hinausgehende Auseinandersetzung mit der amerikanischen Wirklichkeit nicht nur der 30er Jahre. Zugleich ein Einblick in die psychologische Befindlichkeit einer durch und durch maroden Gesellschaft.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Cok Film HareketlerBunlar Türkei 2010, R: Ozan Açiktan, D: Eser Yenenler, Ersin Korkut

„In neun Geschichten erzählt der Film was alles geschehen kann, wenn sich das gesamte BKM-Küchenteam auf den Weg macht, um den perfekten Urlaub zu erleben. Jeder stellt andere Erwartungen an den idealen Urlaub, wobei sich die eine oder andere Verwicklung ergibt. Mit sprühender kreativität entstand ein anarischer, selbstironischer Ensemblefilm.“ (film.de) H, HB, HH, KI, OS

Crazy Heart USA 2009, R: Scott Cooper, D: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal

„Seine besten Zeiten hat Bad Blake (Jeff Bridges) längst hinter sich; der alkoholsüchtige Country-Sänger schlägt sich mit Gigs in schäbigen Etablissements durchs Leben und reist dabei quer durch die USA. Als er sich in eine wesentlich jüngere alleinerziehende Mutter (Maggie Gyllenhaal) verliebt, dämmert ihm allmählich, dass er seinem Leben eine neue Richtung geben muss. Die Geschichte von der Läuterung eines abgehalfterten Losers gleitet dank eines wunderbar lakonischen Humors, herausragender Darsteller und mitreißender Musik nicht ins plakativ Moralische ab, sondern rundet sich zur gelungenen Tragikomödie.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, HB, HH, HL, KI

D

Dolpo Tulku - Heimkehr in den Himalaya Deutschland 2009, R: Martin Hoffmann

“Ein hochrangiger Lama kehrt nach Lehrjahren in einem indischen Kloster in seine Heimatprovinz nach Nepal zurück zu seinem tibetischstämmigen Volk, das ihn mit größter Ehrerbietung empfängt und bei festlichen Zeremonien feiert. Teils Reisebericht, teils Porträt des noch jungen Geistlichen vermittelt der Film einen Eindruck vom entbehrungsreichen Leben einer ethnischen Minderheit in einer von der Zivilisation fast unberührten Region des Himalaya.“ (tip) H

Donnie Brasco USA 19997, R: Mike Newell, D: Al Pacino, Johnny Depp

„Mit Mike Newells Film ist das Mafia-Kino am glanzlosen untersten Ende der Hackordnug angekommen. Während Pacinos Tränensäcke allein ganze Geschichten erzählen, strahlt Depps Jungengesicht in purer Unergründlichkeit. Daß der Brite Mike Newell dieses erzamerikanische Kinostück zustande gebracht hat, ist verblüffend.“ (Der Spiegel) HH

Drachenzähmen leicht gemacht USA 2010, R: Dean Deblois, Chris Sanders

„Seit Jahrhunderten kämpfen die Wikinger auf einer kleinen nordischen Insel gegen Drachen. Doch dann schließt ein junger Wikinger Freundschaft mit einem der feuerspeienden Reptilien. Mit liebenswerten Figuren, pointiertem Dialogwitz und wunderschönen CGI-Bildern glänzender 3D-Film, der vom Mut, zu sich selbst zu stehen und anderen mit Neugier und Offenheit zu begegnen, erzählt und dabei durch Humor, furiose Actionszenen sowie die feine Porträtierung seiner jungen Hauptfigur und ihrer Probleme überzeugt.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

E

Ein Prophet Frankreich/Italien 2009, R: Jacques Audiard, D: Tahar Rahim, Niels Arestrup

„Ein Kleinkrimineller kommt im Gefängnis in Kontakt mit der korsischen Mafia und lernt die Spielregeln des organisierten Verbrechens. Der Mikrokosmos des Gefängnisses spiegelt wie in einem Brennglas die (Macht-)Verhältnisse außerhalb. Ohne viele Dialoge oder Erklärungen zu den Hintergründen wird über die physische Präsenz der Darsteller, ihre Gesten und eine prägnante Rauminszenierung meisterhaft ein krimineller „Erziehungsroman“ entworfen, wobei die Entwicklung der Hauptfigur den Niedergang des „klassischen“ Gangstertums und die Herausbildung eines neuen Typus von Gangster reflektiert, dem alte Zugehörigkeiten und ideologische Verwurzelungen fremd sind.“ (filmdienst) BHV, H, HH, OS

Ein russischer Sommer Deutschland/Russland/Großbritannien 2009, R: Michael Hoffman, D: Helen Mirren, Christopher Plummer

„Ein russischer Sommer“, das ist der letzte Sommer des großen Leo Tolstoi (großartig verkörpert von Christopher Plummer). Der Autor von „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ verlebt diesen Sommer 1910 im Kreis seiner Familie und Freunde. Die streitlustige Ehefrau Sofja (Helen Mirren) reagiert mit Kummer und Zorn auf Tolstois Absicht, die Rechte an seinem Werk dem Volk zu schenken. Am Ende des Jahres verlässt der Schriftsteller seine Frau, nach fast 50 Jahren Zusammenleben und zehn Tage vor seinem Tod. Die Stärke dieses mitreißenden Films ist, im Ehedrama keine Partei zu ergreifen.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HH, HL, KI, OL

Everybody‘s Fine USA 2009, R: Kirk Jones, D: Drew Barrymore, Robert De Niro

„Robert De Niro spielt einen verwitweten Familienvater, der entdecken muss, dass ihm seine Kinder fremd geblieben sind. Das Drehbuch von Regisseur Kirk Jones (“Lang lebe Ned Devine“) basiert auf einem 20 Jahre alten Film von Oscar-Preisträger Giuseppe Tornatore (“Cinema Paradiso“). „Allen geht‘s gut“ war ein von leiser Trauer durchzogenes Familiendrama, dessen Atmosphäre ganz entscheidend von Hauptdarsteller Marcello Mastroianni bestimmt wurde. Das gilt umgekehrt auch für Kirk Jones‘ US-Remake. Mit seinem lakonischen Humor verleiht Robert De Niro der bittersüßen Tragikomödie eine ungeahnte Leichtigkeit.“ (Cinema) GÖ, H, HH, KI, LG, OS

F

Fall 39 USA/Kanada 2009, R: Christian Alvart, D: Renée Zellweger, Jodelle Ferland

Eigentlich auch mal eine schöne Idee: was wäre eigentlich passiert, wenn das Jugendamt gekommen wäre und den Eltern das Sorgerecht für Damien aus “Das Omen“ entzogen hätte, weil der immer so böse schaut?? Und wenn sich die Betreuerin des Jugendamtes dann auch noch so in den kleinen Wuschel verguckt, dass sie selbst das Sorgerecht beantragt? Ja, das ist so ziemlich die Geschichte von Case 39, in der grob gesagt Rene Zellweger sich vor Gericht erstreitet, den Teufel mit nach Hause nehmen zu dürfen. Dass sie das noch bereuen wird, braucht man natürlich nicht zu erwähnen und bis zu dem Punkt, an dem der kleine Satansbraten sichtbar sein Unwesen treibt, ist die Geschichte auch effektiv, wenn auch recht vorhersehbar erzählt. Danach wird der US-Debütfilm des deutschen Christian Alavart (“Antikörper) das übliche unlogische Gegentürengerenn) und biblischeplagenverursachende Gefluche und damit etwas anstrengend, aber alles in allemordentliche Genrekost“ (taz) BS, H, HB, KI

Die Frau mit den 5 Elefanten Schweiz/Deutschland 2009, R: Vadim Jendreyko

„Bewegendes Porträt der 85-jährigen Übersetzerin Swetlana Geier, das nicht nur eine außergewöhnliche Frau und ihr Schicksal vor dem Hintergrund zweier Diktaturen vorstellt, sondern zugleich Einblicke in ihre akribische Arbeit gewährt und einen unterschätzten literarischen Schaffensprozess transparent macht. Eine sehr rücksichtsvolle Annäherung an einen Menschen, der mit seiner Übersetzungskunst Brücken zu schlagen versteht, wobei sich der Film seinem Sujet mit inszenatorischer Bedächtigkeit annähert.“ (filmdienst) HH, OL

Die Fremde Deutschland 2009, R: Feo Aladag, D: Sibel Kekilli, Derya Alabora

„Drama um einen geplanten „Ehrenmord“ an einer kurdischstämmigen Deutschen. Diese lässt ihre Zwangsehe in der Türkei hinter sich, um mit ihrem kleinen Sohn in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Dort sucht sie den Kontakt zu Eltern und Geschwistern - mit fatalen Folgen. Dank prägnanter Figurenzeichnungen, die nicht nur die zwiespältigen Motivationen der furios gespielten Hauptfigur, sondern auch der Täter differenziert durchleuchten, ein überzeugender, spannungsvoller Blick auf ein Reizthema in Sachen Integration.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OS

Friendship! Deutschland 2009, R: Markus Goller, D: Friedrich Mücke, Matthias Schweighöfer

„Auf der Suche nach Abenteuer, Freiheit und einem Vater reisen zwei Jungs aus der DDR nach dem Mauerfall quer durch die USA. Basierend auf einer wahren Begebenheit, hat Mark Goller eine durchaus unterhaltsame Culture-Clash-Roadmoviekomödie inszeniert, die allerdings voller Klischees steckt und viel zu selten unter die Feelgood-Oberfläche geht.“ (tip) GÖ, H, HB, KI, SN

Die Friseuse Deutschland 2010, R: Doris Dörrie, D: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus

“Schaff ick“ ist das Credo von Kathi König, der extrem dicken Heldin dieses Filmes, in dem davon erzählt wird, wie sie sich auch durch die widrigsten Umstände nicht klein kriegen lässt. Die arbeitslose Friseurin ist eine Frohnatur, die alles mit viel Energie und Leidenschaft anpackt.Kathi muss mit den demütigenden Ressentiments vieler ihrer Mitmenschen, den lethargischen Bürokraten beim Arbeitsamt und einem abschätzigen Existenzgründerberater fertig werden, aber ihr schöner Traum von einem eigenen Friseursalon gibt ihr eine verblüffende Standfestigkeit. Gabriela Maria Schmeide verkörpert sie mit soviel Wärme und Witz, dass diese im besten Sinne des Wortes merkwürdige Person einem auch lange nach dem Film nicht aus dem Sinn geht. Doris Dörrie zeigt den Berliner Marzahn, in dem Kathi aufgewachsen ist, und in den sie nun zurückgekehrt ist, als einen lebendigen Kiez ohne die gängigen Klischees von sozialer Verelendung. (hip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

From Paris With Love Frankreich 2010, R: Pierre Morel, D: John Travolta, Jonathan Rhys Meyers

„From Paris with Love“ legt den Mythos, die französische Kapitale sei die Stadt der Liebe, in Schutt und Asche. So schnell, wie der von Jonathan Rhys Meyers gespielte Held in Pierre Morels Action-Kracher von einem Kugelhagel in den nächsten taumelt, kann Amor seinen Pfeil gar nicht aus dem Köcher ziehen. Im Paris dieses Films hat man schon dreimal sein Leben verloren, bevor man nur einmal sein Herz verliert. In der Rolle eines Mitarbeiters der US-Botschaft gerät Rhys Meyers an einen höchst undiplomatischen John Travolta. Der wütet als Agent mit Lizenz zum Overkill durch die wirre Handlung um asiatische Drogenhändler und muslimische Terroristen. Travolta sieht aus, als hätte er viel Zeit in französischen Feinschmeckerlokalen verbracht, und wirkt trotz Glatze nicht allzu aerodynamisch. Doch der frenetische Schnitt bringt sogar ihn auf Touren. Ein Film wie eine Moulinette.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, FL, H, HB, HH, LG, OS, SN

G

Das ganze Leben liegt vor Dir Italien 2008, R: Paolo Virzi, D: Isabella Ragonese, Sabrina Ferilli

„Eigentlich hatte Marta höhere Ambitionen, doch die Absolventin eines Philosophiestudiums findet partout keinen adäquaten Job und landet in einem Callcenter. Während sie sich die Taktiken des gewieften Telefonmarketings aneignet, bleibt genug Zeit für die Begegnung mit Kollegen und anderen Bekannten, die auch so ihre Probleme haben. Paolo Virzi gelingt es, die vielen Figuren und Handlungsfäden, die dabei ins Spiel kommen, elegant zu einer leichtfüßigen Komödie zusammenzuschweißen, die als Märchen aus dem Niedriglohnsektor satirische Einblicke in die italienische Gesellschaft gewährt.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, OL

Der Ghostwriter USA/Deutschland/Frankreich/Großbritannien 2010, R: Roman Polanski, D: Tom Wilkinson, Olivia Williams

„„Ghost“ ist die Geschichte eines smarten ehemaligen britischen Premierministers namens Adam Lang, der nicht nur zufällig Ähnlichkeit mit Tony Blair hat. Der Ex-Premier muss seine Memoiren fertigstellen. Langs Verleger macht Druck, schließlich hat er dem Politiker zehn Millionen Dollar Vorschuss gezahlt. Wie in solchen Fällen üblich, wird ein Ghostwriter angeheuert - bereits der zweite. Der erste, ein langjähriger Mitarbeiter Langs, ist unter ungeklärten Umständen vor Martha‘s Vineyard ertrunken. Kaum sitzt der neue Ghostwriter dem Mann gegenüber, dessen Autobiografie er verfassen soll, gibt es Ärger. Seit Jahren ist der Politiker unter Beschuss, weil er den USA in den Irak-Krieg folgte. Nun ermittelt auch noch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegen ihn, weil er als Premierminister britische Staatsbürger im Anti-Terror-Kampf verschleppen ließ, ein mutmaßliches Kriegsverbrechen - und ein ungewöhnlich aktueller, politisch brisanter Stoff für einen Thriller, gespickt mit bissigen Kommentaren über die USA.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

Giulias Verschwinden Schweiz 2009, R: Christoph Schaub, D: Corinna Harfouch, Bruno Ganz

„Während sie auf sie warten, um ihren fünfzigsten Geburtstag zu feiern, tauschen Giulias Freunde Allgemeinplätze über das Altern aus. Angesichts der unausweichlich mit dem Tod endenden Katastrophe allmählichen Verfalls versucht Schaub das Publikum auf humorvolle Gelassenheit einzuschwören. In Wahrheit stiehlt er ihm mit seinem langweiligen Film die Zeit.“ (tip) BHV, BS, GÖ, HB, HH, OL

Greenberg USA 2010, R: Noah Baumbach, D: Ben Stiller, Greta Gerwig

„Roger Greenberg ist wütend auf die Welt, seine Zeit verbringt er am liebsten mit dem Schreiben von Leserbriefen und Beschwerden. Noch unzufriedener aber ist er mit sich selbst, weil er nichts erreicht hat und nichts anzufangen weiß mit seinem Leben. Im Haus seines Bruders in L. A. erholt sich der New Yorker Stadtneurotiker von einem Nervenzusammenbruch. Hier trifft er alte Freunde wieder, kümmert sich um einen kranken Schäferhund und verliebt sich in die orientierungslose Haushaltshilfe Florence (ungekünstelt: Greta Gerwig). „Greenberg“ ist nicht so tiefgründig wie „Der Tintenfisch und der Wal“, doch auch diesmal entwickelt Regisseur Noah Baumbach ein feines Gespür für die emotionalen Untiefen seiner Figuren. Das ist hinreißend komisch, todtraurig und auch ein bisschen nervig.“ (Cinema) H

Green Zone USA 2009, R: Paul Greengrass, D: Matt Damon, Jason Isaacs

“Green Zone“ wurde das Bagdader Regierungsviertel nach dem Einmarsch der US-Truppen in den Irak genannt. Von hier aus bricht Armee-Offizier Roy Miller (Matt Damon) mit seiner Einheit auf, um nach Massenvernichtungswaffen zu suchen, kommt aber ins Grübeln, weil er partout keine findet. Basierend auf einem Sachbuch von Rajiv Chandrasekaran, dem früheren Irak-Korrespondenten der „Washington Post“, inszeniert der Brite Paul Greengrass (“Die Bourne-Identität“) den Kampf zweier Genres: Der Polit-Thriller, der von gezielten Fehlinformationen und Intrigen erzählt, wird allerdings vom Kriegsfilm, der Hals über Kopf ins Gefecht stürmt, komplett überrannt. Es herrscht Chaos statt Konzentration, und eine wüste Wackelkamera lässt den Zuschauer bald nur noch einen Feind spüren: den eigenen Magen. Ein ungestümer, fast hysterischer Aufklärungsfilm.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

H

Henry 4 Deutschland/Frankreich/Spanien 2010, R: Jo Baier, D: Julien Boisselier, Joachim Król

„Verfilmung zweier Heinrich-Mann-Romane um den liberal gesinnten König Henri IV, der im Frankreich des 16. Jahrhunderts das Edikt von Nantes erließ, das seinen Untertanen religiöse Freiheit zusicherte. Der Film von Regisseur Jo Baier findet allerdings nie zu einem angemessenen Ton, sondern wirkt wie die unfreiwillige Parodie eines Historienschinkens, in dem sich vor allem eine Riege namhafter deutscher Darsteller mit restlos überzogenem Spiel bis zur Lächerlichkeit blamiert.“ (tip) H, HL, OS

Hier kommt Lola! Deutschland 2010, R: Franziska Buch, D: Meira Durand, Felina Czycykowski

„Eine liebenswerte, wenn auch nicht gerade normale Familie hat die temperament- und phantasievolle Lola (Meira Durand) bereits, was ihr noch fehlt, ist eine echte beste Freundin, mit der sie alles teilen kann. Nach einem Umzug nach Hamburg hofft sie, diese an ihrer neuen Schule zu finden. Das erweist sich als gar nicht so einfach. Basierend auf einer Romanserie, entwirft der Film mit überwältigender Spiellust nichts Geringeres als eine wirklich anrührende Lebensutopie, die Zuneigung, Toleranz und die Möglichkeit, auch über Verschiedenheiten hinweg zusammenzuhalten, feiert. Der bildgestalterische Witz überzeugt dabei ebenso wie die guten Darsteller.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, SN

I

I‘m Gonna Git You Sucka USA 1988; R: Keenan Ivory Wayans, D: Keenan Ivory Wayans, Isaac Hayes / Originalfassung mit Untertiteln

„Dieser Film ist ein Glücksfall der neuerlichen Ausgrabearbeiten. Er spielt in irgendeinem Ghetto in den USA. Ein Schwarzer stirbt an einer Überdosis Goldkettchen. Ein weißer Schurke namens Big hat eine neue Suchtform erfunden: Goldschmuck. Der Bruder des Toten, soeben aus der Schreibstube der Armee entlassen, trommelt einige Freunde zusammen. Gemeinsam mit der energischen Mutter rächen sie den Toten. Wayans veralbert das schwarze Hollywood von Eddie Murphy bis Spike Lee nach Strich und Faden. Alle kriegen sie ihr Fett weg.“ (3001) HH

Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen Deutschland 2010, R: Hajo Schomerus

„Sechs christliche Konfessionen teilen sich den Zugang zum Grab Christi, das geht nicht immer ohne Streit: Der Dokumentarfilm „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ räumt den Gläubigen respektvoll Redezeit ein und gewinnt daraus doch fast so etwas wie eine skeptische Phänomenologie des Religiösen.“ (tip) HB

In meinem Himmel USA/Großbritanniern/Neuseeland 2009, R: Peter Jackson, D: Saoirse Ronan, Mark Wahlberg

Eine Kriminalgeschichte wird von der ermordeten Susie Salmon erzählt. Das ist der Grundeinfall dieses Films, der auf dem Bestseller „The Lovely Bones“ von Alice Sebold beruht. Hierfür konnte Peter Jackson auf verschiedenen Ebenen und mit extrem verschiedenen Stimmungen arbeiten. So gibt es einmal die naturalistische Ebene der Familie Salmon, die als eine liebevolle, etwas chaotische Gruppe geschildert wird, die das Trauma Tod einer geliebten Tochter bewältigen muss. Auf einer anderen Ebene werden das Verbrechen und der Verbrecher gezeigt, und diese Sequenzen werden in dunklen, dem Horrorfilm entliehenen Bildern inszeniert. Am interessantesten ist die dritte Ebene, in der die Zwischenwelt gezeigt wird, in der Susie so lange gefangen ist, bis sie sich von allem Irdischen lösen kann. Durch den ständigen Wechsel zwischen diesen Ebenen wirkt der Film teilweise etwas zu fragmentarisch und uneinheitlich. Die Wechsel sind dann abrupt und es scheinen drei Filme nebeneinander abzulaufen. So ist dies ein Werk, bei dem einzelne Elemente meisterlich ausgeführt sind, das sich aber nicht nahtlos zu einer Einheit zusammenfügt. (hip) GÖ, H, HH, OL

Invictus - Unbezwungen USA 2009, R: Clint Eastwood, D: Morgan Freeman, Matt Damon

„Nelson Mandela, der aufgrund von politischen Aktivitäten 27 Jahre in Südafrika im Gefängnis inhaftiert war, wird 1994 in freien Wahlen zum Präsident gewählt. Als eines seiner Mittel zur Vereinigung der weißen und schwarzen Bevölkerung, wählt der charismatische Mandela den Rugby World Cup. Doch es kostet ihn Zeit und Überzeugungskraft, um das eigentlich erfolglose südafrikanische Team zu motivieren und ihr Apartheid belastetes Image innerhalb der schwarzen Gemeinschaft zu dekonstruieren. Meisterregisseur Clint Eastwood präsentiert ein emotionales Werk mit atemberaubenden (Sport-)Aufnahmen und einem großartigen Morgan Freeman im Zentrum der Handlung.“ (fbw-filmbewertung) HB, HH, HL, OS

J

Jerry Cotton Deutschland 2010, R: Cyrill Boss, Philipp Stennert, D: Christian Tramitz, Christian Ulmen

„Vom Groschenhefthelden Jerry Cotton inspirierte Parodie auf Detektiv-/Polizei-/Agentenfilme, die im Unspezifischen und Unoriginellen stecken bleibt: hier ein bisschen Noir-Detektiv, dort ein wenig Bond, Inspektor Clouseau lässt von fern ebenfalls grüssen. Stil hat das nicht, dafür hätte man das Triviale ernst nehmen müssen.“ (tip) BHV, BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Joy Division Großbritannien 2007, R: Grant Gee, Originalfassung mit Untertiteln

„“Joy Division“ erzählt mit zum Teil noch nie gezeigten Live-Aufnahmen, persönlichen Fotos, Filmen und wieder entdeckten Tonbändern die Geschichte einer Band, deren Einfluss auf die Musikindustrie und -kultur auch nach 30 Jahren noch ungebrochen ist. Die Dokumentation zieht ihre Kraft aber auch aus den Erinnerungen der überlebenden Bandmitglieder (heute New Order) und vielen Zeitzeugen.“ (b-movie) HH

L

Legion USA 2010, R: Scott Charles Stewart, D: Paul Bettany, Lucas Black

Das letzte Mal, als Gott den Glauben in euch verlor, schickte er die Flut. Nun schickt er seine Engel“, warnt ein Fremder (Paul Bettany) die Gäste und die Belegschaft eines Diners irgendwo in der US-Provinz. Denn die Himmelsboten sollen die Menschheit nicht bekehren, sondern vernichten. Wie gut, dass der wortkarge Unbekannte selbst ein Wächter des Himmels war: der Erzengel Michael.Zum Glück beschränkt der Visual-Effects-Profi (“Sin City“) seine wenig originellen Dialoge auf ein Minimum und überlässt das Feld wilden Schießereien und ansehnlichen Computertricks. Am Ende jedoch erliegt er der Versuchung, sein komplett humorfrei erzähltes Armageddon mit hoffnungsstiftendem Kitsch über die Geburt eines Messias zu garnieren.“ (Cinema) FL, H, HB, KI, LG, OS, SN

M

Mädchenjagd in St. Pauli Deutschland 1966, R: Günter Schlesinger

„Diesen Film kennt keine Sau! Es sei denn, jemand hat ihn damals im Juli 1966 gesehen. Im schwarzweißen Debütfilm des gleichfalls völlig obskuren Günter Schlesinger (“Schrei nach Lust“, „Die Mädchen der Madame“), besetzt mit lauter unbeholfenen Laiendarstellern, geht es um Barsängerinnen, die eigentlich Dirnen sind, Zuhälter, die Morde begehen, Glücksdrogen, die gefügig machen, Striptease, einen internationalen Rauschgifthändler-Ring und um einen jungen Maler, den das alles so anwidert, dass er dem Treiben der Hamburger Unterwelt schließlich Einhalt gebietet. Die wenigen Kritiken, die es überhaupt gibt, bescheinigen dem Machwerk Dilettantismus total. Fazit: spekulativ, billig, inakzeptabel. Es könnte also lustig werden.“ (b-movie) HH

Mañana al mar Deutschland / Spanien 2006, R: Ines Thomsen / Originalfassung mit Untertiteln

“Ines Thomsen hat mit ihrer liebevollen Beobachtung älterer Menschen am Strand von Barcelona mit der Kamera ein starkes, von Zuneigung, Respekt, Humor und Würde geprägtes Denkmal gesetzt für eine Positive Lebenshaltung über alle Alters- und Schönheitstrends hinweg. Sie vermittelt den Zuschauern die zuversichtliche Einstellung ihrer Protagonisten und läßt uns teilhaben an deren alltäglichen Leben am Strand, das uns so besonders erscheint.“ (choices) HB

Männer, die auf Ziegen starren USA 2009, R: Grant Heslov, D: George Clooney, Jeff Bridges

„In seinem Buch „Durch die Wand: Die US-Armee, absurde Experimente und der Krieg gegen den Terror“ beleuchtet Jon Ronson verbürgte Geheimmethoden für eine alternative Kriegsführung - inklusive Versuchen, sich unsichtbar zu machen, und unmenschlicher Foltermethoden wie die Beschallung Gefangener mit der Titelmelodie der „Sesamstraße“. Regisseur Grant Heslov hat aus diesem Tatsachenroman nun eine irrwitzige und (gewollt) konfuse Armeegroteske mit wilden Zeitsprüngen und kauzig-entrückten Figuren wie dem pazifistischen Armeeguru Bill Django (Jeff Bridges) gezaubert. Dessen Motto: LSD und Ecstasy sind besser als Panzer und Maschinengewehre. Ganz zu schweigen von Funkelaugen und übersinnlicher Sensibilität. Jenseits aller Scham toben sich George Clooney und Co. in dieser respektlosen Armeeparodie aus. Und ihre Laune ist ansteckend. Allerdings driftet die Story gegen Ende völlig ins esoterische Durcheinander ab.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Mein Herz sieht die Welt schwarz - Eine Liebe in Kabul Deutschland/Afghanistan 2009, R: Helga Reidemeister

“Afghanistan, mal in der Nahperspektive: In ihrer aktuellen Doku „Mein Herz sieht die Welt schwarz“ erzählt Helga Reidemeister von einer Liebe in Kabul. Von Hossein und Shaima, kriegsverletzt der eine und zwangsverheiratet die andere, die gegen den Widerstand ihrer Familien ihre Liebe zu leben versuchen.“ (taz) H, OS

N

Nothing Personal Irland/Niederlande 2009, R: Urszula Antoniak, D: Stephen Rea, Lotte Verbeek

„Anne sucht die Einsamkeit. Die junge Holländerin hat ihre Wohnung aufgelöst und alle Brücken hinter sich abgebrochen. Jetzt wandert sie mit ihrem Rucksack durch Irland, schläft in der freien Natur und ernährt sich von Essensresten. Eines Tages stößt sie auf das abgelegene Haus eines Einsiedlers. Die beiden Einzelgänger treffen ein eigenwilliges Arrangement: Anne wird für Martin arbeiten, wenn er sich verpflichtet, ihr keine persönlichen Fragen zu stellen.Die regenfeuchte Landschaft und die kontemplativen, genau beobachteten Bilder lassen auch den Zuschauer zur Ruhe kommen - und den Wunsch der Regisseurin in Erfüllung gehen, die hofft, „dass die Menschen den Film eine Zeit lang in ihrem Herzen tragen“.“ (Cinema) GÖ, HB

P

Percy Jackson - Diebe im Olymp USA 2010, R: Chris Columbus, D: Uma Thurman, Pierce Brosnan

Percy Jackson ist ein normaler Teenager, der bei seiner Mum wohnt und seinen Vater nie kennengelernt hat. Als sich bei einem Schulausflug die Aushilfslehrerin in eine Furie verwandelt und auch der Lehrer im Rollstuhl plötzlich seine wahre Gestalt zeigt, wirds dem Jungen zuviel. Es wird ihm mitgeteilt, dass er der Sohn des griechischen Gottes Poseidon ist und nun in einem „Halb-Götter-Camp“ seine Ausbildung beginnen soll.Die Story ist flott inszeniert und punktet vor allem in der ersten Hälfte mit einer schönen Portion Frechheit (besonders durch Brandon T. Jackson als Plaudertaschen-Sidekick) und netter Action.“ (outnow) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

Plastic Planet Österreich/Deutschland 2007, R: Werner Boote

„Plastik tötet. Es löst Allergien aus, schädigt unser Hormonsystem und kann Krebs erzeugen. Der Österreicher Werner Boote, dessen Großvater zu den Pionieren der Kunststoffindustrie gehörte, hat in verschiedenen Ländern Beweise dafür gefunden, dass Plastiksubstanzen längst zu einer ernsthaften Bedrohung für Mensch und Umwelt geworden sind. Das Ergebnis ist ein ebenso erschreckender wie erhellender Report, der unser Konsumverhalten verändern könnte - und sollte.“ (Cinema) H, HH

Precious – Das Leben ist kostbar USA 2009, R: Lee Daniels, D: Gabourey Sidibe, Mo‘Nique

„Porträt einer extrem übergewichtigen schwarzen 16-Jährigen aus dem New Yorker Stadtteil Harlem, die von ihrem Vater vergewaltigt und von der Mutter misshandelt wird. Ein packendes Drama, das die trostlose Bilanz der Lebensumstände in den sozialen Ghettos moderner Großstädte mit einer widerständigen Entwicklungsgeschichte verbindet. Das provozierende Melodram begnügt sich dabei nicht mit dem ungeschminkten Blick hinter die Fassaden der Wohlstandsgesellschaft, sondern zeigt auch, wie soziales Engagement und Hartnäckigkeit das Schicksal verändern können.“ (filmdienst) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

Der Puppenspieler von Havanna Deutschland 2009, R: Wolf Hermsen, D: Ramiro Ruiz Hernandez, Olga Lidia Alfonso

“Träume als Prinzip der Freiheit: In Havanna nagt Puppenspieler Roberto am Hungertuch und fantasiert sich eine Karriere in Norwegen zusammen. Magisch-mystisch angehaucht verschmilzt der Hamburger Regisseur Wolf Hermsen die Geschichten des Marionetten-Theaters mit Robertos Lebenssituation.“ (tip) H

R

Remember Me USA 2010, R: Allen Coulter, D: Robert Pattinson, Emilie de Ravin

„In diesem bewegenden Liebesdrama über zwei verwundete Seelen brilliert „Twilight“-Star Robert Pattinson in der Rolle eines zornigen Rebells. “Remember Me“ ist kein brutaler Film - und steckt doch voller Gewalt. Er handelt davon, was sich Menschen gegenseitig antun und wie sie sich selbst verletzen. Mit einer Verwundbarkeit, die an James Dean erinnert, verkörpert Robert Pattinson den zornigen Re-bellen, dessen kleine Schwester in der Schule gemobbt wird und der sich mehrere Jahre nach dem Selbstmord seines Bruders in die Tochter eines Polizisten verliebt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Rock It Deutschland 2010, R: Mike Marzuk, D: Emilia Schüle, Daniel Axt

„Eigentlich soll die 15-jährige Pianistin Julia (Emilia Schüle) für die Aufnahmeprüfung am konservativen Musikinternat Amadeus proben, doch stattdessen rockt sie heimlich mit der Band des attraktiven Sängers Nick (Daniel Axt). Die seichte Internatskomödie erinnert in manchen Momenten an den unbeholfenen Charme der Paukerfilme aus den frühen 70ern. Doch allen Klischees zum Trotz: „Rock It!“ macht Spaß - was vor allem am unbeschwerten Spiel der jungen Darsteller liegt.“ (Cinema) BS, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS, SN

S

Schwerkraft Deutschland 2008, R: Maximilian Erlenwein, D: Fabian Hinrichs, Jürgen Vogel

„„Schwerkraft“ erzählt von einem Anlageberater, der eines Tages begreift, dass es mehr Spaß macht, den Menschen direkt in die Tasche zu greifen und ihre Wohnungen auszurauben. Maximilian Erlenweins Debütfilm, im Januar mit dem Max-Ophüls-Preis prämiert, zeigt einmal mehr, dass deutsche Regisseure das Bankwesen für das Reich des Bösen halten, in dem Biedersinn und Kaltherzigkeit regieren. Dieses Bild ist inzwischen freilich so wohlfeil, dass es für einen Film nur noch wenig erzählerisches Kapital abwirft. Erlenwein jongliert mit vielen Klischees - missgünstigen Kolleginnen, düsteren Ex-Knackis und radebrechenden Russenmafiosi -, doch trotz vieler guter Ansätze bekommt er die Bälle nicht so recht in Schwung, und das liegt nur zum Teil an der Schwerkraft.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH

Sherlock Holmes USA 2009, R: Guy Ritchie, D: Robert Downey, Jude Law

„Werkfern und -fremd: Der legendäre Detektiv als viktorianischer Action-Held, hier dem angeblich toten, aber munter mordenden Lord Blackwood auf der Spur. Robert Downeys Spielfreude und sein exzentrischer wie handfester Holmes sind das einzige Glanzlicht eines murksigen, auf Multiplex gebürsteten Films.“ (tip) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

Shotgun Stories USA 2007, R: Jeff Nichols, D: Michael Shannon, Douglas Ligon / Originalfassung mit Untertiteln

„Drei Brüder, die als Kinder von ihrem versoffenen Vater misshandelt wurden und nun ein Leben in desolaten Umständen fristen, geraten bei der Beerdigung des Vaters in eine Fehde mit dessen Söhnen aus zweiter Ehe. Familiendrama im Stil eines lakonischen, in der Gegenwart angesiedelten Westerns, dem es eindrucksvoll gelingt, eine von Gewalt geprägte Lebenswelt fast ohne explizite Szenen allein durch ihre Auswirkungen in den Gesichtern und den Verhaltensweisen der Figuren darzustellen.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Shutter Island USA 2010, R: Martin Scorsese, D: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo

„Wer die gleichnamige Romanvorlage von Dennis Lehane nicht kennt, wird vom finalen Twist ebenso überrascht sein wie von der meisterlich inszenierten Atmosphäre dieser sehr akkuraten Adaption. Hatte Regie-Ikone Scorsese mit „Kap der Angst“ bereits sein Talent für packende Suspense unter Beweis gestellt, geht er hier noch einen Genreschritt weiter. Mit wabernden Nebelschwaden und anderen klassischen Gruselfilmstilmitteln erzeugt Scorsese eine verblüffende Künstlichkeit, die rückblickend - und das ist der grandiose Clou von „Shutter Island“ - völlig plausibel wird. Dazu trägt auch Scorseses Stammschauspieler Leonardo DiCaprio entscheidend bei. Seine zunehmend panische Darbietung wirkt wie die erschreckende Personifikation der Politparanoia, die in den USA der 50er-Jahre herrschte. Auch aufgrund dieser Vielschichtigkeit sehr sehenswert!“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu

„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

Der Strom - The River USA/Frankreich/Indien 1951, R: Jean Renoir, D: Patricia Walters, Rhada

“Renoirs in Indien gedrehter Film ,The River‘ strahlt geradezu in satten Farben: Leuchtendes Rot und Grün (der Production Designer Eugène Lourié strich tatsächlich das Gras grün an) begleiten die Geschichte dreier junger Mädchen, die von einem amerikanischen Kriegsveteranen in einen Wirrwarr der Gefühle gestürzt werden. Geburt, Pubertät, Heirat und Tod: Renoir schildert den gesamten Zyklus des Lebens bewusst antidramatisch und lässt seine Erzählung so langsam und selbstverständlich dahinfließen wie den großen Strom, an dem seine Protagonisten leben.“ (taz) HH

T

Tanzträume - Jugendliche tanzen „Kontakthof“ von Pina Bausch Deutschland 2010, R: Anne Linsel

„Ein mitreißender Dokumentarfilm in der Tradition des Erfolgsfilms „Rhythm Is It!“: 40 Schülerinnen und Schüler aus Wuppertaler Schulen proben ein Jahr lang das Stück „Kontakthof“ der mittlerweile verstorbenen Choreografin Pina Bausch. Einmal wöchentlich wird mit Bauschs Tänzerinnen Jo Ann Endicott und Bénédicte Billiet geprobt. Dabei verfolgt die Landzeitdoku, wie die Schüler langsam an der Herausforderung wachsen, wie sich ihr Verhältnis zum eigenen Körper ändert und sie sich in der Bewegung ein neues Ausdrucksspektrum erobern – und auch, wie sich die künstlerische Zusammenarbeit positiv auf den sozialen Zusammenhalt auswirkt.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH

Tapas Spanien 2005, R: José Corbacho & Juan Cruz, D: Ángel de Andrés, María Galiana / Originalfassung mit Untertiteln

“Corbacho und Cruz erzählen Alltagsgeschichten aus Barcelona. Ihre ebenso humor- wie liebevollen Beschreibungen des Lebens im Barrio, der Vorstadt, verraten die gute Milieukenntnis der beiden Regisseure. Da sind zum Beispiel César und Opo, beide Anfang 20, die Regale im Supermarkt auffüllen, aber in den Gedanken bereits im Urlaub sind. Oder der Wirt Lolo, der von seiner Frau einfach mit dem Abwasch sitzen gelassen wird, und einen chinesischen Koch einstellt. Der nennt sich Mao und kann nicht nur phantastische Gerichte zaubern, sondern hat auch viel von Bruce Lee gelernt hat.“ (filmkunstmesse) HB

Tatis Schützenfest Frankreich 1947, R: Jaques Tati, D: Jaques Tati

Tati drehte seinen ersten langen Spielfilm mit zwei Kameras: Eine belichtete den Film in einem obskuren Farbverfahren namens Thompsoncolor, und erst vor kurzem gelang es, diese Filmrollen auch zu entwickeln. Nun kämpft Tati als rasender Briefträger eines idyllischen Dorfes mit den Windmühlen der „Rapidete“ nicht mehr in Schwarzweiß sondern in Rotgrün. Aber auch wenn man von den Farben eher enttäuscht ist, gibt die Neuaufführung willkommene Gelegenheit, eine der gelungensten Filmkomödien aller Zeiten wieder auf der Leinwand zu sehen. Spätestens wenn Tati zum ersten Mal mit seinem Fahrrad in die Kneipe brettert, hat man vor lauter Lachen keine Zeit mehr, auf die grünen Häuser und roten Kühe zu achten. (hip) HH

Teufelskicker Deutschland 2009, R: Granz Henman, D: Diana Amft, Benno Fürmann

„Für Sportunderdogs hält das Kino immer wieder Erfolgsgeschichten bereit hält. Das ist auch bei den „Teufelskickern“ so. Anders als die „Wilden Kerle“ driftet diese Jugendbuchadaption aber nie in reine Fantasie ab, sondern versucht, zwischen Kickerturbulenzen und Teamgeistbeschwörung möglichst die Bodenhaftung zu behalten.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Townes Van Zandt - Be Here to Love Me USA 2004, R: Margaret Brown / Originalfassung mit Untertiteln

„Townes Van Zandt war stets einem recht kleinen Kreis Interessierter bekannt, für seinen trockenen Humor, sein Show-Talent und seine zu Tränen rührenden Lieder. Er starb 1997 nach einer Hüftoperation und folgendem Entzugsdelirium - ausgerechnet an Herzversagen und in einer Silvesternacht, wie sein Idol Hank Williams. Townes Van Zandt wurde von Künstlern wie Emmylou Harris oder The Meat Puppets gecovert, konnte selbst aber nie einen Hit landen Sein Leben glich dem eines Penners, der zwischen drei gescheiterten Ehen und Unmengen von Alkohol und Drogen Songs schrieb, „für die andere ihre linke Hand gegeben hätten“. Für junge Musiker dient der Film als Warnung, für den Kenner als Hochamt. Und für alle anderen als Einladung, sich den „Geheimtip“ Townes Van Zandt endlich mal anzuhören.“ (b-movie) HH

Troubled Water Norwegen 2008, R: Erik Poppe, D: Pål Sverre Valheim Hagen, Trond Espen Seim

„Jan Thomas nennt sich, als er eine Stelle als Organist in einer Kirche antritt, nur „Thomas“. Sonst könnte sich ja jemand an seinen Namen erinnern, hinter dem ein dunkles Kapitel steht: Als Teenager verschuldete er den Tod eines Kindes. Doch in Form der Mutter seines einstigen Opfers holt ihn die Vergangenheit ein. Überzeugendes Psychodrama um den Umgang mit Schuld, dessen Kraft darin liegt, dass es auf moralische Urteile über seine Figuren verzichtet. Trotz einiger allzu plakativer Bilder gelingt dem Film ein berührender Einblick in das existenzielle Dilemma, in das eine Gewalttat sowohl Täter als auch Opfer verstrickt.“ (Rheinischer Merkur) HB

U

Unsere Ozeane Frankreich/Schweiz/Spanien 2009, R: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud

„Als Regisseur und Produzent hat Jacques Perrin (“Mikrokosmos“, „Nomaden der Lüfte“) dem Genre der Tierdokumentation in Frankreich zu einer glänzenden Renaissance verholfen. Sein Plädoyer gegen die Überfischung der Meere kommt ohne Sentimentalisierung und (beinahe) ohne Didaktik aus. Sein überzeugendstes Argument ist die Schönheit.“ (tip) BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Up in the Air USA 2009, R: Jason Reitman, D: George Clooney, Vera Farmiga

„Geschäftsmann und Vielflieger Ryan Bingham (George Clooney) sieht sich als Überflieger, dem die Welt nichts anhaben kann. Der Firmenabwickler jettet permanent durch die USA und unterhält keinerlei nähere Bindungen an Orte oder Menschen. Doch sein Leben der glänzenden Oberflächen gerät aus dem Takt, als ihm eine jüngere Kollegin zur Seite gestellt wird und er sich obendrein in eine andere Vielfliegerin verliebt. Perfekt zwischen amüsantem Wortwitz und stiller Tragödie austariertes Porträt eines Antihelden, dessen unverbindlichen Lebensstil der Film inszenatorisch kongenial umspielt, ohne selbst dem Charme der schönen Fassade zu verfallen.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, H, HH

V

Verdammnis Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Daniel Alfredson, D: Noomi Rapace, Michael Nyqvist

„„Verdammnis“ ist die Verfilmung des zweiten Teils der „Millennium“-Trilogie von Stieg Larsson, und sie beginnt mit dem bekannten Personal: Dem „Millennium“-Herausgeber Mikael Blomkvist wird von einem jungen Journalisten brisantes Material über Prominente angeboten, die Sex mit Zwangsprostituierten hatten. Der Journalist wird ermordet, ein Anwalt wird erschossen, und im Verdacht steht Lisbeth Salander, eine unkonventionelle junge Frau. Denn der Anwalt war ihr Vormund. Sie taucht unter und versucht, den wahren Mörder zu finden - wie Blomkvist auch. Es wird eine Reise in die Vergangenheit Salanders. Ohne cineastischen Überehrgeiz hat Regisseur Daniel Alfredson den schwedischen Bestseller verfilmt - geradlinig, spannend und grundsolide. Überragend wie auch im ersten Teil ist Noomi Rapace: Sie spielt die exzentrische Lisbeth kühl, rau und zugleich verletzlich, ohne kalkuliert auf Effekte zu setzen.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die 4. Revolution - Energy Autonomy Deutschland 2009, R: Carl-A. Fechner

„Die Umsetzung der Vision von einer weltweiten, dezentralen Energie-Autonomie hat bereits begonnen, während die atomar-fossil dominierte Primär-Energiewirtschaft versucht, dies zu verhindern. Komprimierte Information und Interviews mit Top-Managern und Experten in zehn Ländern.“ (tip) H, HB, HH, OL

Vorstadtkrokodile 2 Deutschland 2010, R: Christian Ditter, D: Nick Romeo Reimann, Fabian Halbig

„Und wieder betätigen sich die Vorstadtkrokodile um Hannes (Nick Romeo Reimann) und seine Freundin Maria (Leonie Tepe) als Detektive. Ein hinterhältiger Sabotageakt muss aufgeklärt werden, um das Schließen einer Fabrik zu verhindern und damit die Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Von dem Kultroman von Max von der Grün bleiben in diesem Sequel um die Abenteuer der legendären Jugendbande nur die Charaktere. Trotzdem erweist sich die Fortsetzung als gelungenes, unterhaltsames Jugendabenteuer mit sozialkritischem Hintergrund. Die punktgenaue Inszenierung macht den Film zur schwungvollen, gut getimten Action-Komödie.“ (Rheinischer Merkur) BS, FL, H, HB, HH, OL, OS

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL

Wenn Liebe so einfach wäre USA 2009, R: Nancy Meyers, D: Meryl Streep, Alec Baldwin

„„Wenn Liebe so einfach wäre“ , müsste man ja auch keinen Film darüber machen. Doch romantische Komödien sind die Spezialität von Regisseurin Nancy Meyers (“Was das Herz begehrt“), weswegen es in ihrem neuen Werk wieder nur um die Frage geht: Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht? Hier stellt sie sich beim in die Jahre gekommenen Ex-Ehepaar Jane und Jake (Meryl Streep, Alec Baldwin). Er war zwar vor zehn Jahren mit einer Jüngeren durchgebrannt, als sich aber ein netter Architekt (Steve Martin) in Jane verguckt, regt sich bei Jake wieder neue Leidenschaft für seine Geschiedene, und er überredet sie zu einer heimlichen Affäre. Das führt zu einigen leidlich originellen, aber charmant und amüsant in Szene gesetzten Verwicklungen und der beruhigenden Erkenntnis, dass Hollywood das ältere Semester noch nicht vergessen hat.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, KI

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen USA 2009, R: Phil Lord, Chris Miller

„Knallbunter, lustiger und intelligenter 3D-Animationsfilm um den Erfinder Flint, der eine Maschine kreiert, die Nahrungsmittel in scheinbar unbegrenzten Mengen herbeischaffen kann. Doch angesichts der Gier der Menschen läuft sie Amok und sucht Flints Heimatinsel mit einem Spaghettitornado heim. Gemeinsam mit der Meteorologin Sam versucht Flint, die Katastrophe zu stoppen.“ (tip) HB, HH, KI, OS, SN

Y

Yan Mo - Vor der Flut China 2005, R: Yan Yu, Li Yifan / Originalfassung mit Untertiteln

“Yan Yu und Li Yifan zeigen uns die Abwicklung einer Stadt ,vor der Flut‘. Die 2300 Jahre alte Stadt Fenjie am Jangtse-Fluss muss den Fluten des Drei-Schluchten-Staudammes weichen. Die Filmemacher beobachten während langer Monate die Nöte und Sorgen verschiedener Bewohner, die sich auf ihre bevorstehende Umsiedlung einrichten müssen. Eine Umsiedlung, die für sie bedeutet, selbst ihre Behausungen, ihr soziales Gefüge und ihre Existenzgrundlagen zu demontieren. In der Tradition des klassischen, beobachtenden Dokumentarfilms lassen die Filmemacher sich und den Protagonisten viel Zeit, zuzuhören, auszureden und abzuwarten. Die Herangehensweise der Regisseure erlaubt es uns, die Menschen dieses fernen Landes zu erfahren, ihre Denkweise zu verstehen - und Mitgefühl zu empfinden, ohne uns emotional manipuliert vorzukommen.“ (Begründung der Jury zur Verleihung des Dokumentarfilmpreis des Bayerischen Rundfunks) HH

Z

Zahnfee auf Bewährung USA 2010, R: Michael Lembeck, D: Dwayne „The Rock“ Johnson, Julie Andrews

„Weil Eishockeystar Derek Thompson seinen Gegnern regelmäßig die Zähne ausschlägt, trägt er den Spitznamen „Zahnfee“. Doch Derek zerstört nicht nur die Gesundheit seiner Gegenspieler, sondern auch den Lebenstraum eines jungen Fans. Zur Strafe wird er von einer höheren Macht dazu verdonnert, vorübergehend den Job einer Zahnfee zu übernehmen. Aus dieser abstrusen Idee hätte ein aberwitziger Anarchospaß werden können, doch Regisseur Michael Lembeck setzt vor allem auf plumpe Situationskomik - was sicher auch an der beschränkten Ausstrahlung von „Scorpion King“ Dwayne Johnson liegt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Eine zauberhafte Nanny: Knall auf Fall in ein neues Abenteuer Großbritannien 2010, R: Susanna White, D: Emma Thompson, Ralph Fiennes

„Drei Kinderbücher hat Christianna Brand in den 60er-Jahren geschrieben. Die Geschichten von „Nurse Matilda“ inspirierten Emma Thompson zu ihrem ersten „Nanny“-Drehbuch, das 2005 verfilmt wurde. Auch das Skript zur Fortsetzung stammt aus Thompsons Feder, doch weil die Ideen aus den Büchern aufgebraucht waren, musste sie sich diesmal eine eigene Geschichte ausdenken. Und die besteht zum Glück aus den gleichen wunderbaren Zutaten wie beim ersten Teil: kauzige Figuren, hysterischer Slapstick und eine irrwitzige Handlung, die nicht unbedingt für kleine Zuschauer geeignet ist. Und natürlich ist auch Nanny McPhee ganz die Alte. Erneut nutzt sie ihre magischen Kräfte, um den Kindern fünf Lektionen zu erteilen - und Maggies hinterlistigen Schwager, der sich die Farm unter den Nagel reißen will, in die Flucht zu schlagen.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Zwischen Himmel und Erde - Anthroposophie heute Schweiz 2009, R: Christian Labhart

„Alternativer Lebensentwurf oder realitätsfernes Sektierertum? Mit „Bewunderung und Ablehnung“ nähert sich Christian Labhart dem Wesen der modernen Anthroposophie. Er hat die Lehrerin einer Waldorfschule, einen Biobauern, einen Eurythmielehrer und andere Anhänger der spirituellen Weltanschauung befragt, lässt aber auch kritische Stimmen zu Wort kommen.“ (Cinema) HB