Schüler, haltet mal die Luft an

GAL beklagt Untätigkeit des Senats bei der Bekämpfung von Luft-Schadstoffen in Schulen und Kitas. Feinstäube und Lösungsmittel-Gase sind das größte Problem

Gefahr bekannt, Gefahr verkannt. Nach diesem Motto geht der Hamburger Senat nach Einschätzung des GAL-Umweltexperten Christian Maaß mit dem Problem hoher Schadstoffkonzentrationen in Hamburgs Schulen und Kindertagesstätten um. Im vergangenen Jahr geriet die grenzwertige Konzentration von Feinstaub in vielen Erziehungsstätten in die Schlagzeilen. Keine Lapalie: Denn die gefährlichen Feinstäube können vor allem in Kinderlungen Asthma, Bronchitis und andere Lungenkrankheiten auslösen. Doch statt zu handeln habe der Senat, so Maaß, „die Hände in den Schoß gelegt“.

Gestützt wird diese These durch die Senatsantwort auf eine Große Anfrage der GAL zum Thema Luftschadstoffe in Schulen und Kindertagesstätten. In ihr räumen Umwelt- und Schulbehörde ein, dass es in Hamburg bis heute keine systematische Untersuchung zur Feinstaub-Belastung gegeben hat und eine solche auch nicht geplant ist. Obwohl es seit Juni 2005 eine alarmierende Studie aus Berlin gibt, die nach Auffassung der Umweltbehörde „auf Hamburg übertragbar ist“, will der Senat noch eine weitere Untersuchung zur Feinstaub-Belastung an bayerischen Schulen abwarten. Erst wenn diese vorliege, wolle man das Problem „bewerten“. „Statt zu handeln wartet der Senat auf Nachricht aus Bayern und nimmt in Kauf, dass eine gesundheitlich bedenkliche Situation für Schüler und Lehrer über weitere Monate bestehen bleibt“, klagt Christian Maaß.

Denn auch die Forderung von Experten, täglich die Schulräume feucht wischen zu lassen und so den Feinstaub zu binden, wird in Hamburg ebenso ignoriert, wie die Maßnahme, Schulkinder nicht mehr zum Fegen ihrer Klassenräume zu verpflichten. Durch die Besen wird der gefährliche Feinstaub aufgewirbelt. In beiden Fällen sehen die Behörden aber derzeit „keinen Handlungsbedarf“.

Dabei haben Einzeluntersuchungen der Schul-Raumluft in Hamburg bereits gefährliche Schadstoff-Belastungen ergeben. Über fünfzig Mal ließ die Schulbehörde in den vergangenen Jahren auf Bitten der jeweiligen Schulleitung die Raumluft in den Klassenzimmern auf verschiedene Atemgifte hin untersuchen. In der Hälfte aller Fälle wurden gültige „Richtwerte“ überschritten.

Dabei spielen neben den Feinstäuben vor allem die so genannten „flüchtigen organischen Verbindungen (VOC)“, die beim Verdampfen von Lösungsmitteln entstehen, eine Rolle. „Meist sind hier neu verlegte Fußböden die Ursachen für eine Grenzwertüberschreitung“, sagt Christian Maaß. Mehrfach musste gerade verlegter Bodenbelag wieder ausgetauscht werden. Trotzdem würden „diese problematischen Materialien weiterhin verbaut“, ärgert sich Maaß. Die Schulbehörde habe das Problem noch immer „nicht erkannt“. MAC