Hausbootplätze für Anleger

Senat gibt grünes Licht für Wohnen auf dem Wasser. 75 Wohnboote sollen in den kommenden Jahren in Hamburger Kanälen und Hafenbecken vor Anker gehen. Steigende Gebühren und hohe Unterhaltungskosten trüben jedoch die maritime Freude

Von Marco Carini
und Oliver Wasse

Der Start erfolgt mit halbem Schub: Nach monatelangen Vorankündigungen gab der Senat gestern grünes Licht für das Wohnen in Hausbooten in Hamburger Kanälen und abgelegeneren Hafenbecken. Doch statt der ursprünglich angekündigten Ausweisung von rund 100 Liegeplätzen soll es zunächst nur zwei „Pilotprojekte“ für knapp 30 Hausboote geben. Auch nach einer späteren Erweiterung soll die Gesamtzahl der Boote auf etwa 75 begrenzt werden. Zum Vergleich: In den Amsterdamer Grachten liegen etwa 2.500 Wohnschiffe vor Anker.

Noch in diesem Jahr sollen etwa 10 schwimmende Wohnungen im Eilbekkanal angedockt werden, im Hochwasserbassin am Berliner Bogen (Hammerbrook) können etwa 18 weitere Liegeplätze entstehen. Ein Investor für die Erschließung dieser Plätze soll noch im Frühjahr ausgewählt werden.

Später sollen weitere Standorte zur Verfügung gestellt werden. Die Stadtentwicklungsbehörde sieht hierfür Wasserflächen im Sonninkanal, dem westlichen und östlichen Mittelkanal, dem Rückerskanal, dem östlichen Südkanal und das Billeknie vor. Auch der Osterbekkanal, der nördliche Schleusengraben in Bergedorf und Teile des Harburger Binnenhafens könnten in den kommenden Jahren von Wohnschiffen bevölkert werden.

Die Standorte werden öffentlich ausgeschrieben und auch nach gestalterischen Kriterien vergeben. Mit der Entscheidung, „schwimmende Häuser“ in Hamburg zu etablieren, werden nach den Worten von Umwelt-Staatsrätin Herlind Gundelach „erstmals einheitliche Kriterien für künftige Genehmigungsverfahren vorgegeben“.

Dabei kommen auf die Interessenten nicht nur hohe Kosten für die technisch komplizierte Abwasserversorgung zu sondern auch eine Erhöhung der Liegegebühren. Die wenigen Hausbootbesitzer, die aufgrund von Einzelgenehmigungen bereits Hausboote bewohnen, zahlen derzeit jährlich fünf Euro pro Quadratmeter Liegefläche. Doch diese Gebühr soll nun „moderat“ angehoben werden.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion begrüßte, „dass der Senat endlich grünes Licht für Hausboot-Liegeplätze in Hamburg gibt“. Gleichzeitig kritisierten die Sozialdemokraten die zögerliche Umsetzung. Bereits im November 2004 habe die SPD beantragt, geeignete Flächen für mehrere hundert Hausboote auszuweisen. Nun werde es zunächst nur wenige Liegeplätze geben, obwohl rund 400 Interessenten bereits auf Wartelisten stehen. „Das ist nichts Halbes und erst recht nichts Ganzes“, beklagt die SPD-Politikerin Carola Veit.

Kritik gibt es auch von Jan Peters, dem Vorsitzenden des Hamburger Hausbootvereins. Der Beschluss sei nur „ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“. Sorgen macht Peters die Ankündigung des Senats, die Liegeplatz-Gebühren anzuheben, Die Unterhaltung der Boote sei ohnehin „sehr teuer“. Statt die Pacht zu erhöhen, sollte der Senat lieber „die kommenden Hausbootbewohner zumindest bei den Anschaffungskosten unterstützen“. Denn allein die Kosten für einen Sielanschluss lägen, so Peters, bei rund 20.000 Euro.