Wasserstoff als Energiequelle ist nicht nur eine Frage der Technik
: Wenn die Atomlobby ihr Wohlwollen zeigt

Gegen Forschung und Entwicklung rund um den Wasserstoff ist an sich wenig einzuwenden. Kein anderer Energieträger verbrennt so sauber wie der Wasserstoff – im Idealfall hinterlässt er nur reines Wasser aus dem Auspuff. Die Technik gehört daher erforscht, keine Frage; sie ist eine wichtige Option in einem ökologisch verträglichen Energiesystem der Zukunft. Und dennoch hat die Entscheidung des Bundesverkehrsministers, ein „nationales Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Innovationsprogramm“ zu starten, einen schalen Beigeschmack. Denn sie erweckt den Eindruck, die ingenieurtechnische Optimierung von Wasserstoff-Tankstutzen sei der entscheidende Faktor auf dem Weg in die Wasserstoffwirtschaft.

Das ist sie mitnichten. Denn viel drängender ist ein vernünftiges nationales Energiekonzept. Wer sich nur auf technische Aspekte konzentriert, vergisst, dass Wasserstoff keine Primärenergie ist, die man einfach nutzen kann, sondern lediglich ein Energiespeicher. Jeder Wasserstoff muss erst einmal erzeugt werden – unter Einsatz von Energie.

Wer also den Wasserstoff preist, muss auch sagen, wo das wertvolle Gas künftig herkommen soll. Mittels Atomkraft erzeugt? Das würde der Atomlobby so passen. Aus fossilen Energien? Dann betankt man sein Auto lieber gleich mit Erdgas. Oder aus erneuerbaren Quellen? Prinzipiell die einzig vernünftige Lösung – allerdings auch nur langfristig, denn noch auf Jahre hinaus wird es in allen Industrieländern ökologisch wie ökonomisch sinnvoller sein, den gesamten erzeugten Ökostrom ins Netz einzuspeisen und damit andere Energieträger zu ersetzen. Denn zu hoch sind die Umwandlungsverluste bei der Wasserstoffgenese.

Wenn nun die aktuelle Aktion für Verkehrsminister Tiefensee mehr ist als nur der Versuch, vom oberflächlich guten Ruf des Wasserstoffs zu profitieren, hat er nur eine Wahl: Er muss dafür sorgen, dass die Wasserstoffwirtschaft auch Thema beim Energiegipfel der Kanzlerin Anfang April wird. Damit endlich in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit ein realistisches Bild des Wasserstoffs entsteht. BERNWARD JANZING