Horror für den Bürgermeister

WOHNUNGSNOT Jede zweite Saga-Vermietung an dringend Bedürftige: Diakonie wendet sich an den Senat

Neubau helfe erst in vielen Jahren, „hier und heute“ seien aber mehr als 5.000 Menschen wohnungslos

Eine Fotobuch mit 2.000 Protest-Gesichtern gegen die Wohnungsnot will Hamburgs Diakonie-Chefin Annegrethe Stoltenberg am Mittwoch im Rathaus an Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) übergeben. Die Porträts zeigen Besucher der Kunstaktion „Hamburger Wohn-Horror“ beim Deutschen Evangelischen Kirchentag im Mai dieses Jahres: Mehr als 2.000 Menschen hatten nach Angaben der Diakonie am Jungfernstieg „hautnah“ erfahren, „was es bedeutet, arm zu sein und keine Wohnung zu finden“.

Das Diakonische Werk fordert vom Senat, dass künftig jede zweite Neuvermietung der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga/GWG an vordringlich Wohnungssuchende geht. Jährlich müssten dies 4.500 Wohnungen sein, davon 2.000 für Wohnungslose.

Diakoniesprecher Knud Bräutigam sagte, die Wohnungsnot in Hamburg treffe besonders Wohnungslose, Hartz-IV-Empfänger, Menschen mit Behinderung und andere Benachteiligte. Wohnungsneubau helfe erst in vielen Jahren, doch „hier und heute“ seien mehr als 5.000 Menschen wohnungslos. Sie lebten auf der Straße oder in Notunterkünften, müssten sich jede Nacht eine neue Bleibe bei Freunden und Bekannten suchen.

Die Saga/WG gehört zu 100 Prozent der Stadt, Aufsichtsratsvorsitzende ist Bausenatorin Jutta Blankau (SPD). Hamburgs größtes Wohnungsunternehmen verfügt über 130.000 Mietwohnungen, dazu 1.500 Gewerbeobjekte. 9.000 Wohnungen würden jährlich neu vermietet, sagt Dirk Hauer, Fachbereichsleiter Existenzsicherung bei der Diakonie – doch nur ein Fünftel gehe an besonders benachteiligte Wohnungssuchende. Das müsse der Bürgermeister „schnell ändern“, so Hauer.  (epd/taz)