Haarscharf am Klischee vorbei

DIE AUSSTELLUNG „MIGRANTAS“

Simple Bilder und universelle Botschaften, die jeder versteht – darum geht es

„Ich bin keine Terroristin“ steht unter einem Piktogramm, das eine Figur mit blauem Kopftuch zeigt. Auf dem Bild daneben ist eine freundlich dreinblickende Gestalt zu sehen, die ein großes Herz mit aufgedruckter Weltkarte umarmt. Untertitel: Weltbürgerin.

Simple Bilder und universelle Botschaften, die jeder versteht – darum geht es in der Ausstellung „migrantas“, die aktuell im Foyer des Roten Rathauses zu sehen ist. Thematisiert werden die Gefühle und Gedanken von Frauen mit Migrationshintergrund: Werde ich akzeptiert? Habe ich in Deutschland eine Chance? Wie geht es meiner Familie in der alten Heimat?

In dreistündigen Workshops zeichneten Frauen unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus, kulturellem und sozialem Hintergrund unter Anleitung der Kuratorinnen Marula di Como und Florencia Young ihre Erfahrungen mit der deutschen Gesellschaft. Die drängendsten Themen wurden in Piktogramme umgesetzt. „Piktogramme sind durch ihre Prägnanz und ihr simples Design leicht zu verstehen“, erklärt Young ihr Konzept. Ziel der Ausstellung sei, Migrantinnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu zeigen und eine Verbindung zwischen sich und dem Betrachter herzustellen.

Ein guter Ansatz. Doch gibt es ein Problem: In ihrer Reduziertheit schrammen die Piktogramme oft nur haarscharf am Klischee vorbei. Die Muslima trägt Kopftuch, die Asiatin einen Sari und die Afrikanerin hat lustig abstehende Haare. Das ist natürlich leicht zu verstehen, aber auch leider ein wenig schlicht.

Dagegen wirken die ungelenken Zeichnungen, die als Vorlage für die Piktogramme dienten und die ebenfalls zu sehen sind, schon fast komplex. Die verkritzelten Strichmännchen, die mit eckigen Bewegungen übers Blatt laufen, sind zwar im landläufigen Sinn nicht perfekt, vermitteln aber den Eindruck von ungefilterter Direktheit. Mehr kann sich kein Betrachter wünschen.

Gesa Steeger

■ Berliner Migrantinnen im Stadtraum. Kollektiv migrantas, bis 28. August, Rotes Rathaus