Der Tierpark als Event und Geldquelle

ZOODIREKTOR MUSS GEHEN

Der Zoo von heute soll nicht mehr aufklären, er soll „unterhalten“

Jetzt haben sie also gewonnen. In der Fraktion um Zoostiftungschef Eberhard Diepgen, Finanzverwaltung und Springers BZ dürften sich nach der Sitzung des Zooaufsichtsrats am Mittwoch einige freudig die Hände gerieben haben. Bald ist er endlich weg, dieser eigensinnige Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz. Der schon damals den Rummel um unseren weltbekannten Eisbären Knut nicht verstand. Und der bis heute nicht einsehen mag, dass Zoo – und vor allem dieser ostige Tierpark – „modernisiert“ werden müssen, damit sie endlich Geld bringen.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Stimmt, auch die Berliner Bäder Betriebe sollen sich „modernisieren“, damit die Einnahmen sprudeln. Was das heißt, rechnete der Chef der Bäder diese Woche öffentlich vor: 14 Bäder sollen schließen, die angeblich nicht mehr attraktiv sind, weil zu marode, und deren Sanierung zu teuer sein soll. Dafür will der umtriebige Mann fünf neue Bäder bauen lassen, die so viel Spaßfaktor und Eventcharakter haben, dass die Euros der begeisterten Neukunden nur so sprudeln werden.

Jetzt stellen Sie sich so etwas mit Tieren vor! Dann wissen Sie schon, wie die vorliegenden Modernisierungspläne für den Tierpark aussehen. Schließlich soll der Zoo von heute nicht mehr über die Vielfalt und Schönheit der Fauna aufklären, ebenso wenig wie ein Schwimmbad ein Ort sein soll, an dem man schwimmen kann. Ein Zoo muss die Menschen „unterhalten“. Darum braucht der Tierpark selbstredend eine „Erlebniswelt Galapagos“, eine „Manati-Unterwasserwelt“, „Event-Gastronomie“ und so fort. Und er muss dringend umgebaut werden zu einem „Entdecker-Tierpark“, in dem die Besucher in weitläufigen Arealen ohne Zäune mit den Tieren auf Du und Du sind, so dass sie fast meinen könnten, auf Safari in Afrika zu sein. Wofür zahlt man schließlich 13 Euro Eintritt.

Aber was ist mit den Tieren, rufen die Modernisierer? Für die Elefanten etwa ist ein „modernes“, weitläufiges Elefantenhaus doch auch angenehmer als die alten, beengten Klitschen. Stimmt! Aber es geht den Zoomodernisierern nicht um artgerechte Haltung, es geht um die Erzeugung einer Illusion: einer heilen Tierwelt als Projektionsfläche für unsere Unterhaltungsfantasien („Guck mal, wie süß. Knut hat sich in die Bärin verliebt!“). Das ist albern und obszön zugleich.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Man muss den alten, aussterbenden Zoos keine Träne nachweinen – und auch Bernhard Blaszkiewitz nicht. Nur: Was danach kommen wird, ist noch unschöner. SUSANNE MEMARNIA