„Made in Germany bleibt unser Trumpf“

SOLARWORLD Chef Asbeck will weiter in Deutschland produzieren, trotz der „Erpressung aus China“

■ 53, Gründer und Vorstandschef des größten deutschen Solarkonzerns Solarworld. Die Firma entging der Insolvenz, weil Gläubiger und Aktionäre auf Forderungen verzichteten.

taz: Herr Asbeck, Solarworld ist vorerst gerettet, die Probleme durch chinesische Wettbewerber bleiben. Was macht Sie so zuversichtlich für die Zukunft Ihres Unternehmens?

Frank Asbeck: Zuerst mal war das ein tolles Ergebnis. Wir haben für unser Sanierungskonzept von unseren Aktionären und den Gläubigern 99 Prozent Zustimmung bekommen. Mit diesem Konzept ist die Solarworld wieder voll handlungsfähig. Als einer der letzten verbleibenden deutschen Hersteller können wir die Trumpfkarte Qualität, Service und Innovationen made in Germany jetzt wieder voll ausspielen.

Sind inzwischen alle Altlasten, zum Beispiel ungünstige Lieferverträge, durch Neuverhandlung beseitigt?

Wir haben unsere Materialkosten durch die Bank massiv gesenkt. Auch mit unseren Siliziumlieferanten wurden Preise neu verhandelt. Damit sind wir kostenseitig auf gleicher Höhe wie China. Abgesehen von den Subventionen, mit denen die Regierung die chinesischen Unternehmen versorgt.

Welche Rolle wird Deutschland als Produktionsland für Solarworld künftig spielen?

Der Standort Freiberg in Sachsen bleibt für Solarworld Nummer eins. Ich persönlich stehe zur Produktion in Deutschland. Hier haben wir das richtige Personal, hier und an unserem amerikanischen Standort produzieren wir die beste Qualität. Und ich will auch nicht zu denjenigen gehören, die dafür sorgen, dass wir in Deutschland irgendwann nichts mehr produzieren, sondern, wie Gerhard Schröder mal gesagt hat, uns nur gegenseitig die Haare schneiden.

Warum hält Solarworld am Konzept fest, von der Herstellung bis zur Montage alles zu machen?

Nur wenn Sie alle Wertschöpfungsstufen im eigenen Unternehmen haben, haben Sie auch die Qualität voll unter Kontrolle. Wir definieren uns als Qualitätsanbieter, deswegen werden wir die integrierte Produktion weiter ausbauen.

Welchen Einfluss wird Katar auf die Firmenstrategie haben?

Die Qatar Solar Technologies soll sich mit 29 Prozent an der Solarworld beteiligen und würde damit unser größter Aktionär. Aber die Katarer stehen zu unserer Solarworld-Strategie. Wir engagieren uns dann allerdings verstärkt im arabischen Markt.

Fühlen Sie sich – etwa im Kampf gegen die chinesische Importware – von der deutschen Politik im Stich gelassen?

China hat Deutschland erpresst, und Deutschland hat sich erpressen lassen. Für die ganze deutsche Industrie ist das ein schlechtes Zeichen. Wer den Panda küsst, muss damit rechnen, Fell auf der Zunge zu haben.

Hat die Bundestagswahl für Ihre Firma eine Bedeutung, oder ist sie für ein globalisiertes Unternehmen wenig relevant?

Die Bundestagswahl hat eine Bedeutung für die Zukunft der deutschen Energieversorgung. Wenn die FDP von einem Moratorium für erneuerbare Energien spricht, dann ist es Zeit für ein Moratorium der FDP.

INTERVIEW: BERNWARD JANZING