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fahrkartenDer Preis des Monopols

3,4 Prozent zum Jahreswechsel, fast fünf Prozent ab August – in sechs Monaten wird die Benutzung des Verkehrsverbund-Rhein-Ruhr fast neun Prozent teurer. Doch wie bei der Hochsteuerware Tabak schrecken die Kosten die Kunden nicht ab. Im Gegenteil, immer mehr Fahrgäste zahlen immer happigere Preise – aus Mangel an Alternativen.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Trotz der europaweit angestrebten Liberalisierung des Schienenverkehrs, bleiben die Nahverkehrsunternehmen Monopolisten. DB und die verbündeten städtischen Verkehrsunternehmen sind weiterhin die Bahnhofsvorsteher auch bei den Tarifzonen. Und obwohl auf einigen Strecken mittlerweile private Gesellschaften unterwegs sind, gelten die Verbundpreise. Hat die Liberalisierung des Fernmeldewesen neue Telefontarife und sinkende Kosten gebracht, bleibt der ÖPNV bislang ein geschlossener Markt. Für die Kunden hat sich wenig geändert außer neue Triebwagen, die beim Anfahren einen elektronischen Tusch erklingen lassen.

Undso lange Tarifsysteme heilig sind wie das Kursbuch, ist es aber auch kein Wunder, dass sich erst wenige Private auf die winzigen Gewinnmargen einlassen. Genaus deshalb verbergen sich hinter den wenigen aktiven Privaten zumeist kommunale Nahverkehrsunternehmen – etwa die Essener Firma Abellio.

Natürlich ist es nicht falsch, wenn der Verkehrsverbund-Rhein-Ruhr über exogene Faktoren klagt, über sinkende Landes- und Bundeszuschüsse und steigende Energiepreise. Und doch nervt das Lamento, wenn es seit sechs Jahren fast wortgleich vorgetragen wird.

Wichtiger als die Klage wäre mehr Konsequenz beim Liberalisieren und ein Preis-Wettbewerb. Noch wichtiger wäre es, würden die VRR-Mitglieder bei sich selbst anfangen: Denn zu den 27 Verkehrsunternehmen im VRR mit 27 Vorständen gibt es schon lange eine Alternative.

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