Aszendent Rösler

Beim Landesparteitag wird die niedersächsische FDP ihren derzeit größten Fisch zum Vorsitzenden wählen

Philipp Rösler ist ein Fisch, astrologisch betrachtet. Klar, niemand glaubt an Horoskope, aber irgend etwas könnte ja doch dran sein: „Der Fischmensch“, heißt es auf einschlägigen Zuckerpapierchen, „ist ein bescheidenes Wesen, sympathisch durch seine freundliche und genügsame Art“. Außerdem gelten Fische als passiv: Sie lassen sich durch ihre Partner formen. Am Sonntag wird Rösler, geboren am 24. Februar 1973 in Vietnam, zum Landesvorsitzenden der FDP gewählt: Zwölf Jahre seien genug, hatte Walter Hirche vor geraumer Zeit angekündigt. Vor der Kommunalwahl sei endlich ein Signal für einen Generationswechsel fällig.

Mindestens ebenso lange war klar, dass Rösler ihn beerben würde. Denn der, seit 2003 Chef der Landtagsfraktion und seit Mai 2005 im Präsidium der Bundespartei, ist der einzige im Personal-Pool der niedersächsischen Liberalen, dem zugetraut wird, dass er sich eines Tages doch noch zum Hecht auswächst. Und der promovierte Augenarzt, der in Hamburg und Hannover aufgewachsen ist, weiß, was er seiner Parteikarriere schuldig ist: Seit Rösler ein Büro im Landtag hat, steht dort auch ein Pult. An dem trainiert er, grimmig zu wirken und bissig zu sein.

Das ist nicht folgenlos geblieben. So propagiert er den Eindruck, die FDP regiere mitunter höchst kratzbürstig mit. Manchmal ist er dabei nur leidlich glaubwürdig. So reagierte er im Sommer 2005 mopsfidel auf eine derbe Schlappe der schwarz-gelben Landesregierung vorm Bundesverfassungsgericht: Die Karlsruher Richter hatten das Polizeigesetz, immerhin eine der ersten Neuregelungen der Koalition, für nichtig erklärt. Und Rösler behauptete, dadurch fühle man sich „bestätigt“, weil die Liberalen ja schon irgendwie dagegen gewesen wären, als sie die Novelle verabschiedet hatten. Ein gelungenerer Profilierungsversuch hingegen der Widerstand gegen eine von Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) forcierte Bundesratsinitiative: Dass die FDP-Fraktion sich gegen den Gesetzesentwurf zum Verbot der geschäftsmäßigen Vermittlung von Sterbehilfe aussprach, gilt als Röslers Werk. Ein Ergebnis unter 90 Prozent wäre eine Schlappe für den Polit-Aufsteiger: Sie gilt als ausgesprochen unwahrscheinlich.

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