Überraschte Boten

Logistiker Hermes verschickt unerwartet viele Pakete von Privatkunden. Warenversand steigt durch E-Commerce

Die Hermes Logistik Gruppe macht der Post zunehmend Konkurrenz. Seit dem Einstieg ins Privatkundengeschäft Ende November 2003 hat die Hamburger Firma beim Paketversand von Verbraucher zu Verbraucher einen steilen Aufstieg verzeichnet: Der Marktanteil legte von 5 Prozent 2004 auf 22 Prozent (2005) zu und soll 2006 nochmals auf rund 25 Prozent gesteigert werden. Insgesamt erhöhte der Logistiker den Umsatz im Jahr 2005 um 28 Prozent auf 908 Millionen Euro. Die Zahl der Sendungen legte um 11 Prozent auf 213 Millionen Euro zu.

„Wir sind vom Erfolg überrascht“, sagte der Vorsitzende Geschäftsführer, Hanjo Schneider, am Mittwoch. Ursprünglich war beim Privatkundengeschäft nur ein Marktanteil von 15 Prozent erwartet worden – und das auch erst für das Jahr 2008. Der Hermes-Chef begründete den Erfolg mit der Preisstruktur, der Kundenzufriedenheit und der Anzahl der Paketshops von mittlerweile rund 11.500. An ausgewählten Abgabestationen in Kiosken, Getränkeläden und Tankstellen soll das Angebot beispielsweise um Expresszustellungen erweitert werden.

Der Logistiker will seinen Paketversand in Deutschland und Europa weiter ausbauen aus. Im Heimatmarkt wolle Hermes die Lücke zwischen Groß- und Privatkunden schließen, berichtete Schneider. Bei der Warenzustellung von Unternehmen an Privatpersonen soll der Marktanteil in 2006 von 35 Prozent auf 37 Prozent erhöht werden. Mit einem neuen Angebot seit Februar, das sich an kleinere Unternehmen mit mehr als 1.000 Paketen jährlich wendet, will Hermes kleinere Versender oder „eBay-Powerseller“ für sich gewinnen. 500 neue Auftraggeber hätten sich – ohne große Werbung – bereits registrieren lassen, sagte Schneider.

Vom starken Wachstum im europäischen Markt will Hermes durch den Aufbau eines Netzwerkes profitieren. Bis 2016 soll sich der Paketmarkt zwischen Geschäftsleuten und deren Privatkunden – im Fachjargon Business to Customer (B2C) genannt – auf rund 10,5 Milliarden Euro verdoppeln. In allen Ländern sei dabei der E-Commerce Hauptwachstumstreiber, sagte Schneider. „Auf die Veränderungen im Markt müssen wir reagieren.“

Am Firmensitz in Hamburg hat Hermes derzeit rund 600 festangestellte Mitarbeiter. Insgesamt arbeiten für den Logistiker 18.000 Menschen. DPA/TAZ