Rembrandt radiert

Geburtstagsgeschenk: Aus eigenen Beständen gestaltet die Kunsthalle eine Hommage

Nein, es ist nicht das neuste Pflichtevent für den kunstbeflissenen Ausstellungsreisenden, keine groß angelegte Sonderschau zum 400. Geburtstag eines alten Meisters. Der berühmte Name allein macht’s ja nicht. Aber es gibt auch keine alten Ölschinken zu sehen. Sondern Radierungen. Und so kommt die Rembrandt-Ausstellung im Kupferstichkabinett der Kunsthalle eher kleinformatig daher.

Zu sehen sind rund 60 Drucke aus der Mitte des 17. Jahrhunderts – und alle gehören sie der Kunsthalle Bremen. In ihren Archiven lagern fast zwei Drittel aller rund 300 Radierungen Rembrandts. Der Kaufmann Johann Heinrich Albers, Gründer des Bremer Kunstvereins, hat sie einst gesammelt.

Damit ist auch die Frage beantwortet, warum ausgerechnet Bremen 17 Jubiläumsausstellungen, die in diesem Jahr allein in den Niederlanden laufen, eine weitere hinzufügt. Was, ist man geneigt zu fragen, gibt es da eigentlich noch zu zeigen?

Einen exquisiten Querschnitt durchs druckgraphische Werk, im beschaulichen Ambiente einer alten Bibliothek. „Und den größten Radierer aller Zeiten“, wie einige sagen. Zumindest aber einen der ersten, die eine auch damals schon nicht mehr ganz neuen Technik auszunutzen wussten. Eine Technik übrigens, die – wie so viele Innovationen – dem Militär zu verdanken ist. Waffen wollte man schmücken, und Rüstungen.

Rembrandt dachte eher ans Kommerzielle, so eine Radierung lässt sich schließlich mehr als nur einmal verkaufen. Die meisten der Portraits waren ohnedies Auftragsarbeiten, entsprechend viel Liebe zum Detail kennzeichnet sie aus. Da werden wohlwollend feine Gesichtszüge modelliert. Alles skizzenhafte, dass manch eine der Landschaftsstudien kennzeichnet, ist verschwunden. Anders die Akte. Hier wird nichts beschönigt. Hier haben die Frauen Falten und Runzeln, Dellen oder Schwellungen. Und die Männer – kann man auch mal beim Wasserlassen beobachten.

So oder so: Rembrandt war ein Perfektionist. Noch von einem Druck zum nächsten wurden Kleinigkeiten verändert, Konturen geschärft, Schatten verdichtet. Keine Radierung scheint wie die andere zu sein, wie allein die Frau am Ofen belegt. Sie ist als einzige doppelt zu sehen.

Alles sollte so exakt und lebendig als möglich erscheinen – auch die zahlreichen Bibelarbeiten, unter denen vor allem das Hundertguldenblatt hervorsticht. In einer fast malerisch wirkenden Kompostion wird hier Christis Heilung der Kranken erzählt, ausstaffiert mit lebensnahen, auch psychologisch überzeugenden Figuren.

Da ist ist doch ganz egal, ob er nun Geburtstag hat. Ob er der Einzige, Größte, Beste war. Und ob man das alles schon mal irgendwo gesehen hat. Jan Zier

Zu sehen bis zum 28. Mai