Verwirrende Prognosen zur Elbvertiefung

SCHIFFFAHRT Die Planfeststellung soll noch in diesem Herbst beschlossen werden. Der Baustart ist jedoch ungewiss. Nach den ursprünglichen Plänen müsste die Fahrrinne längst ausgebaggert sein

„Einen Termin für die Fertigstellung zu nennen, bringt nicht viel“

HANS-HEINRICH WITTE, WSD NORD

Missverständliche Mitteilungen des Senats und ein überraschender interner Vermerk haben Verwirrung über den Zeitplan der nächsten Elbvertiefung gestiftet. Der Vermerk enthält ein Worst-Case-Szenario der Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Nord. Demzufolge könnte es Ende 2013 werden, bis die Fahrrinne vollends ausgebaggert ist – weit später als der Hamburger Senat dies bisher öffentlich kommuniziert hat.

Die jetzt geplante Elbvertiefung ist nicht nur bei Umweltschützern sondern auch bei den Anrainergemeinden in Niedersachsen auf Widerstand gestoßen. Die Kommunen befürchten, dass ihre Deiche dem schneller strömenden Wasser nicht Stand halten könnten. Die Naturschutzverbände sorgen sich, dass europäische Naturschutzgebiete unter der Vertiefung leiden. Erstmals dürfen die Verbände bei einer Vertiefung klagen.

Genüsslich weist der Umweltverband BUND darauf hin, dass die Vertiefung weit hinter ihrem Zeitplan liegt. War der Baubeginn ursprünglich auf 2007 angesetzt gewesen, hieß es später 2009 und jetzt 2010, wobei allerdings nur „vorgezogene Teilmaßnahmen“ gemeint sind.

Ein Grund für die Verzögerung war, dass der ursprüngliche Entwurf für einen Planfeststellungsbeschluss in puncto Deichsicherheit und Naturschutz überarbeitet werden musste. Seit Sommer 2009 gehe die WSD Nord nun davon aus, dass im Herbst 2010 ein Planfeststellungsbeschluss vorliegen werde, sagt deren Präsident Hans-Heinrich Witte. Dann könne im Herbst der Deich am Altenbrucher Bogen zwischen Cuxhaven und Otterndorf gesichert werden. Alles weitere sei nicht in der Hand der Planer: weder das Einvernehmen, das mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein herzustellen sei, noch die Klagen der Naturschutzverbände. „Einen Termin für die Fertigstellung zu nennen, bringt nicht viel“, findet Witte. Denn die Schiffe profitierten schon lange vor Abschluss des Projekts von der Arbeit an der Fahrrinne. GERNOT KNÖDLER