Verletzter Nazistolz

PROZESS Der Angeklagte hat mutmaßlich nicht nur eine Frau getötet, die sich über seine rechtsradikalen Äußerungen lustig machte, sondern auch seine Ex-Freundin gezwungen, ihm bei der Beseitigung der Leiche zu helfen

Im Prozess um den „Maschseemord“ in Hannover tritt der Angeklagte Alexander K. mit extrem kurzen Haaren, hellbraunem Hemd und dunkler Hose auf. Die Aufnahme von dem mutmaßlichen Mörder aus dem Saal des Landgerichts Hannovers lässt nach dem zweiten Verhandlungstag Deutungsmöglichkeiten zu. Am Freitag sagte seine frühere Freundin aus, K. habe eine drogenabhängige Frau erstochen, weil sie sich über seine rechtsextremen Ansichten lustig gemacht hätte.

Seit Donnerstag läuft das Verfahren gegen den 25-jährigen K., der in der Presse „Maschseemörder“ genannt wird. Vor rund neun Monaten waren in dem See Körperteile einer Frauenleiche gefunden worden. Die Aussage einer 21-jährigen Bahnangestellten, der sich die völlig verzweifelten Ex-Freundin K.s anvertraut hatte, brachte die Polizei auf K.s Spur. Laut Anklage soll K., selbst drogenabhängig, die 44-jährige Frau im Rotlichtmilieu kennengelernt haben. In ihrer Wohnung soll er sie mit einer Machete getötet haben.

Vier Stunden sagte die Ex-Freundin aus. „Ich möchte aussagen, der Familie des Opfers wegen“, sagte die 37-Jährige teils unter Tränen und berichtete, das K. ihr gestanden hatte, er habe sich vom Lustigmachen über seine Ansichten provoziert gefühlt. Später, sagte die Zeugin, zwang er sie beim Verschwinden der Leichenteile mitzuhelfen und die Wohnung zu säubern.

Vor der Tat hatte sie sich von ihm getrennt. Nun fragte sie sich, ob auch die Trennung zu dem Aggressionsausbruch geführt habe. Sie selbst hätte er zweimal beinahe umgebracht, sagte die Frau, gegen die zuerst auch ermittelt wurden war. Er sei eine tickende Zeitbombe: „Ich glaube dass er weitermachen wird, leider“.

Nach der Verhaftung des Beschuldigten, ein in der Ukraine geborener Deutscher, tauchten im Internet von ihm gepostete Gedichte und Rapsongs mit Gewalt- und Mordfantasien auf. Zehn Verhandlungstage sind geplant.  ANDREAS SPEIT