schurians runde welten
: Mein privates Wettabenteuer

„Die Mächte sind gegen ihn.“ (Uli Hoeneß)

Ich mache jetzt auch mit. Habe mich eben bei einem Wettanbieter angemeldet. Wenn sogar Nationalspieler dabei sind, muss was dran sein. Es geht ganz einfach: Im Internet eine Buchmacherseite wie Betandwin aufrufen, Daten angeben, etwas Geld rüberschieben und los geht‘s. Dann muss ich nur das ungute Gefühl beruhigen, das durch ein Ja-Nein-Feld aufkommt, das darauf hinweist, mich fortan den Regeln der „BAW International Ltd. Suite 611 Europort Gibraltar“ zu unterwerfen. Später erfahre ich, dass Betandwin seine Sportwetten nur deshalb auch dort anbieten darf, wo staatliche Wettmonopole herrschen, weil sie eine „gibraltesische Lizenz“ haben – was ein schöner Krimi-Name ist. In meinem „Wettabenteuer“ (F. Beckenbauer) habe ich schon was gelernt: Großbritannien hält sich Gibraltar nicht nur um Affen der heimischen Fauna zuzurechnen, denn natürlich hat ein Engländer mit Namen Simon Bold in der Suite 611 das virtuelle Wettgeschäft entwickelt.

Dann schalte ich die erste Wette: Weil mir Mister Bold als Einstiegsdosis 5 Euro zugesteckt hat und um es der jugoslawischen Wettmafia heimzuzahlen, setze ich auf die Kroatin Janica Kostelic. Dumm nur, dass der Rennläuferin der vierte Platz im Super G zum Gesamtweltcup reicht – mir nicht.

Gestern: Srpsko – Mostar

Weil ich so nicht abtreten will, wende ich mich Bosnien-Herzegowina zu und setze den ersten privaten Wetteinsatz auf den Heimsieg von Slavija Srpsko über Zrinjski Mostar. Und dann warte ich. Auf eine SMS.

In der Wartezeit denken ich über den neuesten Fußballwettskandal nach: Ein Nationalspieler soll Kontakte zu einer chinesisch-belgisch-pfälzischen Bande haben, was sowieso Bösländer sind, und natürlich ist es Mario Basler. Sein Werbefilm für eine anderes Online-Wettbüro hat ihn verraten. Er braucht das Geld, weil er nur noch in der Bezirksklasse Vorderpfalz Nord beim ATSV Wattenheim aufläuft und da auch noch Vereinspräsident ist.

Immerhin steht Basler zu seinen Wettkontakten. Werden deutsche Fußballmogule auf Wettgeschichten angesprochen, reagieren sie, als ginge es um Swingerclubs, eine anrüchige Welt. Nur komisch, dass Betandwin und mein Buchmacher Simon Bold Ende Dezember von den Ligabossen die Auslandsfernsehrechte für die Bundesliga bekommen haben. Bei der Ausschreibung über die Fernsehrechte für Wettlokale liegt Simon Bold übrigens auch gut im Rennen.

Ich nicht mehr. Nach Abgabe meines Tipps habe ich von Srpsko nichts mehr gehört. Auch finde ich keinen Verein in der bosnischen Premier Liga, der so heißt. Aber gleich schickt mir Simon bestimmt eine SMS. CHRISTOPH SCHURIAN