DOMINIC JOHNSON ÜBER DIE SPANNUNGEN ZWISCHEN TANSANIA UND RUANDA
: Wachstumsregion Ostafrika

Ostafrika gilt als neuer globaler Wachstumspol. Der Asien am meisten zugewandte Teil Afrikas, mit einer rapide wachsenden Bevölkerung von derzeit schon rund 140 Millionen Menschen, wächst zusammen: Kenia, Uganda und Tansania sind sowieso eng miteinander verflochten, Ruanda, Burundi und zuletzt Südsudan kommen jetzt dazu. Nicht zu vergessen die Randregionen der benachbarten Giganten Äthiopien und Demokratische Republik Kongo. Die Region hat einen gigantischen Nachholbedarf – bei Häfen, Straßen und Eisenbahnen, bei Stromversorgung und Bildung. Kein Wunder, dass sich Investoren und Geber für Großprojekte in den wuchernden Metropolen von Nairobi bis Kigali auf die Füße treten.

Doch Ostafrika ist auch eine Region bitterer Rivalitäten und unbewältigter Konflikte – vom Erbe des Völkermordes in Ruanda bis zur politischen Dominanz mächtiger Militäreliten. Dazu kommen Dauerkonflikte in Kongo, Sudan und Somalia, deren Akteure in Ostafrikas Kernstaaten politischen und ökonomischen Schutz genießen.

So ist Ostafrikas Politik mehr von Krisen geprägt, als es Ostafrikas Wirtschaft guttut. Darunter leiden Bestrebungen, die Region schneller als jede andere in Afrika zu vereinen, zum Beispiel durch komplette Niederlassungsfreiheit. Ruanda ist dabei Vorreiter, Tansania Schlusslicht.

Erst vor einer Woche versprach die Weltbank massive Finanzhilfen für ein gemeinsames Energieprojekt Ruandas, Burundis und Tansanias am Rusumo-Grenzfluss. Nun fliehen Tausende alteingesessene Ruander über den Fluss aus Tansania – Opfer staatlicher Willkür, die Menschen als Faustpfand missbraucht.

Für Ostafrikas Einigung ist dies ein Rückschlag. Die auswärtigen Partner, die so gerne Ostafrikas Fortschritte loben, sollten jetzt auch die Rückschritte kommentieren.

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