Jukebox

Die Monarchie ist der Alltag im Musikgeschäft

Die zweite Hälfte des Himmels könnt Ihr haben/ Das Hier und das Jetzt behalte ich. Fehlfarben

Klar, tolle Platte. Was soll man da noch groß sagen … dieser aufgerissene Funk und Peter Hein singt in einem panischen Schrecken, dass einem ganz klamm wird ums Herz. Beste Platte im deutschen Pop. Das war vor Jahren. 26, um genau zu sein. 1980 erschien von Fehlfarben „Monarchie und Alltag“.

Die zweite Hälfte des Himmels, das monarchische Prinzip. So ein Königshaus hat man im Pop schnell zusammen. Oben Elvis. The King. Hat nie abgedankt. Könige auf der Warteliste: Die Kings of Convenience, norwegische Geburtshelfer der „Quiet is the new loud“-Bewegung. Kings of Leon, die Strokes der Südstaaten. Natürlich Queen, die Mutter der glamourösen Geste. Absteigend in der Thronfolge Prince, the artist formerly known es TAFKAP, und die Dukes of Stratosphere, XTC-Musiker in psychedelischer Verkleidung. Wieso auch nicht, die Lords, deutscher Reserveadel, Berliner Beatband der ersten Stunde. Man ist hier ja bescheiden und weiß um seinen Rang. Die Prätendenten auf den Thron: Franz Ferdinand, Rockband der Stunde, benannte sich nach dem österreichischen Erzherzog, dessen Attentat-Tod in Sarajevo als Auslöser des Ersten Weltkriegs gilt. Und Louis XIV, schrundiger Rhythm & Blues aus San Diego.

Passt alles: Pop – wie immer auch Spiegel der Gesellschaft – in seinem Bewusstsein ist vordemokratisch. In seiner Organisation finden sich in Pop Sippen (die Bands) in Abhängigkeit von einem feudalistischen System (die Plattenfirmen). Tatsächlich wimmelt es in den Texten von Pop nur so von Königen und Königinnen. Selbst Rio Reiser konnte sich grundstürzende Veränderung in der Gesellschaft nur vorstellen, wenn er „König von Deutschland“ wäre. Der demokratische Alltag mit seinen Repräsentanten dagegen wird kaum besungen. Höchstens als Zeitbestimmung, wie das Funny van Dannen in „Als Willy Brandt Bundeskanzler war“ machte.

Ein sekundenkurzes Lied von den Beatles, auf „Abbey Road“: Her majesty’s a pretty nice girl/ but she doesn’t have a lot to say/ Her majesty’s a pretty nice girl/ but she changes from day to day/ I wanna tell her that I love her a lot/ but I gotta get a belly full of wine/ Her majesty’s a pretty nice girl/ someday I’m gonna make her mine/ Oh, yeah, some day I’m gonna make her mine.

Was jetzt alles mit den Fehlfarben gar nichts zu schaffen hat. Nur eine Würdigung. Die Band feiert heute mit Freunden ihr 26-jähriges Jubiläum in der Volksbühne. Beginn 22 Uhr. Eintritt 24/18 Euro. THOMAS MAUCH