Putsch im Tschad gescheitert

Präsident Déby entgeht Plan, sein Flugzeug abzuschießen. Eigenes Militär verwickelt

BERLIN taz ■ Tschads Präsident Idriss Déby Itno, von Rebellen bedrängt und durch das Überschwappen des Krieges in der an sein Land angrenzenden Region Darfur in Sudan destabilisiert, ist knapp einem Putschversuch seiner eigenen Garde entgangen. Wie am Mittwochnachmittag bekannt wurde, entkam Déby am Dienstag einem Attentat auf dem Rückweg von einem zentralafrikanischen Staatengipfel in Äquatorial-Guinea. Das Flugzeug des Präsidenten hätte beim Anflug auf den Flughafen der tschadischen Hauptstadt Ndjamena abgeschossen werden sollen, erklärte die tschadische Regierung. Um das zu vereiteln, habe Déby den Zentralafrika-Gipfel vorzeitig verlassen und sei mit einer gabunischen Maschine nach Ndjamena zurückgereist, statt wie ursprünglich vorgesehen mit der tschadischen Fluglinie „Toumai Air Tchad“.

Als Urheber des Putschversuchs nannte Informationsminister Jourmadji Moussa Doumgor tschadische Exilanten in den USA, Burkina Faso, Sudan und Kamerun und rief international zu deren Verhaftung auf. Tschads Regierung verdächtigt seit langem den benachbarten Sudan, auf einen gewaltsamen Umsturz hinzuarbeiten. Sieben hohe tschadische Militärs, der Komplizenschaft mit den Putschisten verdächtig, wurden nach Regierungsangaben bereits festgenommen. Die Regierung riegelte die Ausfallstraßen aus Ndjamena ab und sperrte die Mobilfunknetze des Landes.

Tschadische Quellen orten den Putschversuch im Umfeld von Débys einstigem Ölminister Tom Erdimi, der im Exil in Texas lebt und die tschadische Rebellenkoalition SCUD (Sockel für Wandel, Einheit und Demokratie) unterstützt. Die SCUD, gegründet von enttäuschten Militärs und liiert mit den Rebellen in Darfur, erklärte, sie habe tatsächlich einen Putsch geplant; dieser sei allerdings verraten und abgeblasen worden. D. J.