„Über den Kuchen reden“

KULTUR UND KUNST Freie Hamburger Szene redet Klartext und fordert Unterstützung vom Senat

■ 57, ist Jurist und konzipiert Ideen für Unternehmen und „Menschen, die zu wenig haben“.Foto: Linn Marx

taz: Herr Möller, was haben Sie für Ihren Aktionstag geplant?

Georg Möller: Wir haben eine Sammlungsbewegung geplant, die in zwei Richtungen geht. Erstens soll sie freie Kulturschaffende zusammenbringen, und zweitens wollen wir den Senat, der aus der politischen Sommerpause zurückkehrt, darauf aufmerksam machen, dass er weiterhin im Bereich Kunst und Kultur eingreifen soll.

Wen und vor allem was erwarten Sie?

Wer kommt, weiß keiner. Was, dafür genau: Wir wollen zeigen, dass wir nicht mehr bereit sind, über die Stücke des zu verteilenden Kuchens zu reden, sondern über den Kuchen und die Bäcker. Heißt: über den Etat und dessen Verwalter.

Was ist die Koalition der Freien für ein Zusammenschluss?

Die freien Kunst- und Kulturschaffenden haben sich in der Aktion „Halbe/Halbe – es geht um’s Ganze“ zusammengeschlossen. Diese Aktion ist Hilfe zur Selbsthilfe bezüglich der Finanzierung. Die Hälfte einer Einnahme geht an den Künstler, die andere Hälfte an das Bündnis.

Warum soll der Senat die freien Kultur- und Kunstschaffenden finanzieren?

Nein, darum geht es nicht. Wir stellen uns nicht hin und sagen: „Finanziert mal unser Leben.“ Bei uns geht es nicht – wie sonst überall – um das Unternehmen Hamburg, sondern darum, wie sich die Stadt kulturell aufstellen will. Richard Florida kann da nicht mehr die Ikone sein. Um es noch einmal deutlich zu machen: Der Senat ist sozusagen der Sachbearbeiter der Gelder für die öffentliche Daseinsvorsorge. Um Kunst und Kultur muss man sich kümmern wie um Schulen oder Krankenhäuser. Die Freien stellen sozusagen Produkte her, die die Gemeinschaft braucht.

Sie haben acht Forderungen gestellt, wie zum Beispiel eine gute Bezahlung oder die Erhöhung der Fördermittel auf fünf Prozent des Haushalts. Worauf kommt es Ihnen am meisten an?

Das ist ja keine Tarifverhandlung, von daher muss man sich mit allen Forderungen gleichrangig auseinandersetzen, um zu entscheiden, ob wir eine kulturelle Stadt sein wollen. Mit Kulturtaxen sind die Probleme nicht totzuschlagen. Der Senat kann einen Dachverband genauso fördern wie ein Unternehmen; freie Künstler und Kulturschaffende sollen an der Förderung beteiligt werden. Das hat auch nichts mit mehr Geldausgeben zu tun, sondern mit einer Änderung der Strukturen.

Aktionstag der Koalition der Freien: 14 Uhr, Rathausmarkt Hamburg