Der Puppenspieler

Am Dienstag um 14.18 Uhr hatte auch der HSV Handball per Pressemitteilung das Kapitel „Geschäftsführer Frank Rost“ nach nur 43 Tagen für beendet erklärt. In fünf Sätzen wurde das kurze Engagement des Ex-Fußballprofis beim Handball-Spitzenklub abgehandelt. HSV-Präsident Matthias Rudolph kam darin zu Wort. Doch der Klubchef war nur der Überbringer der Nachricht.

Das Sagen im Verein hat weiterhin sein älterer Bruder Andreas, auch wenn er sich offiziell lieber im Hintergrund aufhält. Andreas Rudolph, ein millionenschwerer Unternehmer im Gesundheitsmanagement, hatte Anfang 2005 den HSV Handball mit seinen großzügigen Finanzspritzen vor dem Exitus bewahrt. Der Aufstieg vom Pleiteklub zum Champions-League-Sieger ist fraglos vor allem das Verdienst des gebürtigen Gummersbachers. Das Problem an der Geschichte ist nur, dass Rudolph, der Ältere, den Klub im Stile eines Patriarchen führt – selbst nachdem er vor zwei Jahren das Amt des Präsidenten aufgab, aber Mehrheitsgesellschafter blieb. Andreas Rudolph hat seit 2005 kräftig gezahlt, es sollen um die 30 Millionen Euro sein. Im Gegenzug will er auch das letzte Wort haben. Wie ein Marionettenspieler lässt er die Figuren an seinen Strippen tanzen.

Vor dem Prinzip „Hire and fire“ schreckt der Unternehmer nicht zurück. Das zeigte sich schon beim Trainer Per Carlén, den er nach einem halben Jahr entließ, das zeigt sich nun im Fall Frank Rost. Der war mit dem Anspruch beim HSV Handball angetreten, dass alle Entscheidungen über seinen Tisch zu gehen hätten. So etwas muss für ein Alphatier wie Andreas Rudolph wie ein Affront gewirkt haben.

Der Transfer des Göppinger Spielers Žarko Marković zum HSV kam demonstrativ ohne Zutun Rosts zu Stande. Das ließ den ebenso selbstbewussten wie eigenwilligen Ex-Torwart sein Engagement beim HSV nach nur 43 Tagen wieder beenden. Es geht nun noch um die Frage, ob er das freiwillig getan hat. Rudolph hat einmal mehr seine Macht bewiesen.  GÖR