Bilanzschönung kostete 50 Millionen

FINANZKRISE Anwalt Strate: Bilanzkosmetik der HSH Nordbank kostete allein 50 Millionen Euro an Honoraren. Vorstandschef dankte 2008 dafür, dass der Aufsichtsrat die Bank aus dem Wahlkampf hielt

Ex-Bankchef Stuhlmann verweigerte vor dem Untersuchungsausschuss die Aussage

Die Transaktionen, mit denen die HSH Nordbank ihre Bilanz 2007 schönte, könnten eine ordentliche Stange Geld gekostet haben. Nach Berechnungen des Hamburger Anwalts Gerhard Strate dürften sich allein die Honorare für die Transaktionen auf mindestens 50 Millionen Euro belaufen. Der Vorstandsvorsitzende der Bank bis Ende 2006, Alexander Stuhlmann, verweigerte am Freitagabend vor dem Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft die Aussage.

Schon vor Beginn der Sitzung hatte der Anwalt des Ex-Vorstandschefs mitgeteilt, sein Mandant gedenke, generell die Aussage zu verweigern. Er begründete das Ausschussmitgliedern zufolge damit, dass sich sein Mandat mit Blick auf ein mögliches Verfahren gegen ihn selbst belasten könnte. Zu Beginn der Sitzung gab er nicht einmal Auskunft zu seinen früheren Aufgaben in der Bank. Stuhlmann war für die Neuausrichtung der Landesbank auf den internationalen Kapitalmarkt und den Einstieg privater Investoren verantwortlich.

Anwalt Strate hat Stuhlmanns Nachfolger und dessen Kollegen angezeigt, weil sie Ende 2007 mit kurzfristigen Geschäften Risiken aus der Bank auslagerten. Auf diese Weise sei die Bilanz um Risiken in Höhe von 12,6 Milliarden Euro entlastet worden. Darunter waren inzwischen bekannte Deals wie „Omega“ und „St. Pancras“ sowie zehn weitere. Aus den Honoraren für St. Pancras und Omega hat Strate die 50 Millionen für die gesamte Auslagerungsaktion hochgerechnet.

Unterdessen hat der NDR ein Aufsichtsratsprotokoll vom 7. März 2008 bekannt gemacht, nach dem der damalige Vorstandschef der Nordbank, Hans Berger, vor einer „nachhaltigen Gefährdung des Geschäftsmodells“ gewarnt hat. Es bestehe akuter Handlungsbedarf und die Gefahr, dass die Ratingagenturen die Bank herabstufen könnten. Berger habe sich ausdrücklich dafür bedankt, dass die Probleme der Bank aus dem Wahlkampf heraus gehalten worden seien. GERNOT KNÖDLER