Viel Geld für ein Jawort

SOZIALE STADT Finanzinvestoren wollen bis zu 30 Millionen Euro zahlen, damit Finanzsenator Ulrich Nußbaum einem Börsengang der Wohnungsbaugesellschaft GSW zustimmt

„Transaktionen in dieser Größenordnung sind für uns auf jeden Fall interessant“

IMMOBILIENINVESTOR DONKERS

VON SEBASTIAN HEISER

Der Weg für einen Börsengang der ehemals landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GSW ist frei. „Wir stehen kurz vor einer Einigung über die Zustimmung zum Börsengang“, teilte Finanzsenator Ulrich Nußbaum am Freitag mit. Die derzeitigen Eigentümer sind das Private-Equity-Unternehmen Cerberus Capital Management und die Investmentbank Goldman Sachs. Diese sind bereit, für die Zustimmung des Senats zu den Börsenplänen zu zahlen. „Es könnte im Rahmen einer Vertragsergänzung zu einer Zahlung von maximal 30 Millionen Euro kommen“, erklärte Nußbaum.

Die Koalition aus SPD und Linkspartei hatte die rund 65.000 Wohnungen im Jahr 2004 für 405 Millionen Euro verkauft. Dabei wurde festgelegt, dass das Unternehmen nur dann mehrheitlich an die Börse gebracht werden kann, wenn der Senat grünes Licht gibt. Davon, dass diese Zustimmung auch erkauft werden kann, war damals allerdings nicht die Rede gewesen.

Analysten schätzen, dass die Wohnungen bei einem Verkauf an der Börse einen Wert von 800 Millionen Euro einbringen können. Am Dienstag der kommenden Woche soll Finanzsenator Nußbaum den Deal dem Senat vorstellen. Die endgültige Entscheidung soll im Abgeordnetenhaus fallen.

Ob der Senat beim Verkauf der Wohnungen für den Fall des Börsengangs auch Schutzmechanismen für die Mieter vereinbart hat, ist nicht bekannt. „Vertragliche Einzelheiten unterliegen der Vertraulichkeit“, antwortete die Finanzverwaltung im vergangenen Jahr auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Florian Graf. Und „der Senat wird auch weiterhin darauf achten, dass vertragliche Verpflichtungen eingehalten werden“. In den ersten vier Jahren nach dem Verkauf waren die Mieten bei der GSW um durchschnittlich 18 Prozent gestiegen.

Käufer warten

Falls der Börsengang doch noch scheitert, können die Eigentümer die GSW auch an ein anderes Unternehmen verkaufen. Zugreifen könnte etwa die Deutsche Annington, ein Tochterunternehmen der Private-Equity-Gesellschaft Terra Firma Capital Partners. „Wenn ein Unternehmen von der Größe der GSW zum Verkauf stünde, würden wir uns das ganz sicher anschauen“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Wijnand Donkers, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Transaktionen in dieser Größenordnung sind für uns auf jeden Fall interessant. Wir haben eine Finanzkraft von 2 Milliarden Euro, die wir für Zukäufe einsetzen können.“

Auch die Deutsche Wohnen AG zeigt Interesse: „Natürlich beschäftigen wir uns mit dem Thema GSW“, sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Zahn am Freitag. Es gehe aber eher darum, welcher Teil der GSW-Wohnungen ins eigene Portfolio passen könnte. Das Unternehmen habe eine Kriegskasse von 200 Millionen Euro und sei sich für größere Vorhaben zudem der Unterstützung der Geldgeber sicher.