DORIS AKRAP LEUCHTEN DER MENSCHHEIT
: Mein Land, mein Auto, mein Image

Schon einmal hatte Daimler-Benz die Flucht nach vorn angetreten

Korruption ist kein Kavaliersdelikt und gehört trotzdem zur Normalität des kapitalistischen und politischen Wettbewerbs. Der Politikwissenschaftler Johannes Agnoli wusste dies genau, betont aber immer, dass man sich in Deutschland, anders als in Italien, wenigstens dafür entschuldigen würde. „Deutsche Zustände“ nannte man im Ausland lange Zeit ein korruptionsfreies politisches Geschäft. Doch dieses Saubermann-Image ist passé.

Nach Siemens wird nun auch Daimler eine satte Korruptions- und Schmiergeldaffäre nachgewiesen. Daimler aber will mit einer Summe von 185 Millionen Euro eine schnelle Einigung mit den ermittelnden US-Behörden erzielen, um sich eine öffentliche Schlammschlacht zu ersparen. Riecht das nicht auch schon wieder nach Bestechung?

Daimler weiß, wie wichtig Image ist und das nicht erst, seit turkmenische Regierungsvertreter in geschenkten Daimler-Limos beobachtet wurden. Schon einmal hatte das Unternehmen die Flucht nach vorn angetreten, wollte sich mit einer vermeintlich kritischen Aufarbeitung seiner Geschäfte mit den Nazis aus der Verantwortung stehlen und feilschte bei der Entschädigung der Zwangsarbeiter um jeden Cent.

Letzte Woche erschien eine Biografie von Bertha Benz („Mein Traum ist länger als eine Nacht“. Hoffmann und Campe 2010), Ehefrau des Motorentüftlers Carl Benz. Dass Bertha Benz den Hitler mochte, weil der Autobahnen baute, kann man dort lesen, und dass sie natürlich wie viele andere Mitbürger nichts vom Krieg geahnt hat. Der NS-Zeit widmet die Autorin Angela Elis nur ein kleines Kapitel, es geht ihr vor allem um die „erste Frau am Steuer“. Bei allen dunklen Flecken von Daimler-Benz, der Stolz auf die Pionierleistungen des deutschen Autos, das ohne Hitlers Hilfe wohl kaum ein solches Prestige bekommen hätte, bleibt.

■ Die Autorin ist Kulturredakteurin dieser Zeitung Foto: privat