Feine Ohren, laute Rammen

OFFSHORE-WIND Schweinswale reagieren empfindlich auf Lärm. Der lässt sich reduzieren – doch das erfordert einigen Aufwand

BERLIN taz | Von den streng geschützten Schweinswalen (Phocoena phocoena) leben im Bereich der Nordsee schätzungsweise 55.000 Exemplare. Auf Lärm, der sich unter Wasser weit ausbreitet, reagieren die Tiere sehr empfindlich: Noch 15 Kilometer vor der Baustelle einer Windkraftplattform fliehen sie vor den Schallemissionen.

Und das aus gutem Grund: Untersuchungen haben gezeigt, dass das Gehör der Tiere, auf das sie zur Kommunikation untereinander und zur Nahrungssuche angewiesen sind, durch Lärm zunächst temporär geschädigt wird. Bei lang anhaltendem oder sehr starkem Lärm ist eine dauerhafte Schädigung bis hin zur Taubheit möglich.

Solcher Lärm tritt beim Bau von Offshore-Plattformen auf. Bisher werden die Fundamente für die Windräder meist mit hydraulischen Schlagrammen in den Meeresboden gehämmert. Um die Schall-Emissionen dabei zu verringern, sind verschiedene Techniken entwickelt worden.

■ Gut erprobt sind so genannte Blasenschleier. Dabei steigen aus perforierten Schläuchen oder Rohren, die rund um die Rammstelle ausgelegt werden, Luftblasen auf. Im Idealfall bilden diese einen geschlossenen Vorhang, der über die gesamte Wassersäule reicht und einen Teil der entstehenden Schallwellen schluckt.

■ Ähnlich funktionieren Hydro-Schalldämpfer. Statt von aufsteigenden Luftblasen werden die Schallwellen dabei von einer Art kleiner Luftballons geschluckt, die an einer netzartigen Struktur befestigt rings um den Rammpfahl ins Wasser gebracht werden.

■ Eine andere Methode stellen Hüllrohre dar, die während des Rammens über die Fundamentstangen gestülpt werden. Diese Technik wurde etwa beim gerade fertig gestellten Windpark Riffgat vor Borkum erprobt.

■ Als Kofferdamm bezeichnet man eine Technik, bei der ein trocken zugänglicher Bereich auf dem Meeresgrund geschaffen wird, in dem dann die Fundamentarbeiten stattfinden. Diese Methode ist bisher nur für geringere Wassertiefen erprobt.

■ Reduzieren ließe sich der Lärm auch durch andere Verankerungstechniken, die aber noch nicht marktreif sind: Wenn die Fundamente nicht in den Boden gerammt, sondern gebohrt werden, entsteht weniger Lärm. Auch schwimmende Fundamente und Saugkonstruktionen werden erprobt.

Wie viel die unterschiedlichen Schallschutztechniken kosten, hängt nach Auskunft von Betreibern zu sehr vom Einzelfall ab, um eine allgemeine Aussage zu treffen. Die Stiftung Offshore-Windenergie verweist nur allgemein auf „schwerwiegende wirtschaftliche Risiken“. MKR