Gelebter Widerstand

FRANZÖSISCHE FILMTAGE Das Hamburger Metropolis zeigt unter dem Titel „Résister“ Filme über den Kampf gegen Missstände und existenzielle Krisen

Das französische Kino ist zwar nicht unbedingt bekannt für Filme mit sozialkritischen Themen, aber auch diese werden in der produktivsten Kinokultur Europas produziert. Bei den 6. Französischen Filmtagen, die noch bis zum 25. August im Hamburger Kommunalkino Metropolis stattfinden, stehen solche Filme im Mittelpunkt. Gezeigt werden sie meist in Originalfassung mit Untertiteln.

In „Stella“ von Sylvie Verheyde, der heute Abend um 21.45 Uhr läuft, geht es um die Schwierigkeiten einer jungen Frau, im Paris von 1977 Klassenschranken zu überwinden. Die Titelheldin ist in der Kneipe ihrer Eltern aufgewachsen und erlebt ein raues Erwachen, als sie an ein bürgerliches Gymnasium wechselt.

Sylvain George hat einen ungewöhnlichen Stil gewählt, um zu zeigen, wie illegale Migranten es sich in einem Camp nahe dem Hafen von Calais eingerichtet haben. Sein Film „Les Eclats“ (18. August, 21.15 Uhr) ist in Schwarzweiß aufgenommen und zeigt anhand von Details wie der Rasur an einem Hydranten oder dem Ausradieren der eigenen Fingerabdrücke, welche Überlebensstrategien die Männer entwickelt haben.

Rachid Djaidanis „Rengaine“ (18. August 19.00 Uhr) folgt dem Grundmuster der Geschichte von Romeo und Julia. In dieser Variation liebt eine Muslima im Paris von heute einen schwarzafrikanischen Christen. Die beiden wollen heiraten, doch ihr Bruder droht, alles zu versuchen, um diese „Schande für die Familie“ zu verhindern.

In dem Zeichentrickfilm „Ernest et Célestine“ (18. August, 15.00 Uhr) wird kindgerecht, aber nicht zu pädagogisch davon erzählt, wie ein Außenseiter sich behaupten kann. Die Maus Célestine hat für ein Nagetier seltsame Vorlieben. Während alle von ihr erwarten, dass sie sich auf ihre Ausbildung als Zahnärztin konzentriert, zeichnet sie lieber Bilder von Bären. Statt Angst zu haben, freundet sie sich mit einem großen Bären an und pfeift auf das, was die anderen Mäuse piepsen.

„Les toits de Paris“ (23. August, 17.00 Uhr) hat Hiner Saleem schon im Jahr 2007 gedreht. In ihm spielt Michel Piccoli einen alten Mann, der unter den Dächern von Paris in einem ärmlichen Dienstmädchenzimmer wohnt und dort in der drückenden Sommerhitze spürt, wie sein Leben langsam zu Ende geht. Es passiert nicht mehr viel, und so werden kleine Dinge wie das Essen mit Freunden oder die Besuche eines Schwimmbads wichtig. Ein unaufdringlicher, poetischer Film, in dem der sonst so temperamentvolle Piccoli zeigt, dass er auch überzeugend einen stillen Melancholiker spielen kann.

In „Michel“ (20. August, 19.30 Uhr, 24. August, 21.15 Uhr) von Grégory Magne und Stéphane Viard übernimmt ein junger Mann eher widerwillig das Geschäft seines verstorbenen Vaters als Gerichtsvollzieher. Als ihm dann der Fall des Sängers Michel Delpech zugewiesen wird, der ein Idol seiner Jugend war, wechselt er schnell die Seiten und hilft ihm dabei, die Zwangsräumung seines Hauses zu verhindern.  HIP

6. Französische Filmtage: bis 25. August, Metropolis, Hamburg