Ver.di fordert mehr Leute

LAGESO Mitarbeiter wegen steigender Flüchtlingszahlen total überlastet

Die Gewerkschaft Ver.di fordert in einem Brandbrief an Senat und Abgeordnetenhaus mehr Personal für das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Die knapp 90 für die Versorgung der Asylbewerber zuständigen Mitarbeiter seien angesichts steigender Asylbewerberzahlen völlig überlastet.

Die Mitarbeiter nehmen bei der Erstvorsprache die Personalien auf und versorgen die Neuankömmlinge mit einem Heimplatz. Später geben sie Taschengeld, Fahrgeld für den Schulweg der Kinder und Krankenscheine aus. Sie kümmern sich um die Inbetriebnahme neuer Heime und die Verlängerung der Heimverträge – oft gegen den erbitterten Widerstand von Bezirken und Anwohnern. „Derzeit werden durch unsere Kolleginnen und Kollegen bis zu 500 Vorsprachen täglich bearbeitet, wobei hinter jeder das Schicksal ganzer Familien steht. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Erstmeldungen beinahe vervierfacht“, steht in dem Brief. Das Personal sei zwar ebenfalls gestiegen, jedoch nicht im selben Umfang wie der Arbeitsaufwand. Prognosen des Bundes zufolge sollen die hohen Asylbewerberzahlen anhalten.

Wegen der Überarbeitung der Mitarbeiter sei die sachgerechte, auf das individuelle Einzelschicksal abgestellte Bearbeitung nicht mehr gewährleistet, heißt es in dem offenen Brief. „Die Gefahr von Fehlern wächst, finanzieller Schaden für das Land Berlin ist nicht auszuschließen. Die Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen wird durch zu großen Arbeitsdruck, zu lange Wartezeiten, Stress und Lärm aufs Spiel gesetzt.“

Laut Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken wurden durch die Mitarbeiter zwischen Januar und Oktober des Vorjahres 2.500 Überstunden geleistet. Eine Gewerkschaftssprecherin sprach von vielen dauerhaft kranken Mitarbeitern aufgrund des großen Arbeitsaufwandes. Ver.di fordert eine Personalaufstockung und eine Übernahme der befristet Beschäftigten in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis. Aus rechtlichen Gründen darf ein befristetes Arbeitsverhältnis über einen Zeitraum von zwei Jahren hinaus nicht verlängert werden. Das habe zur Folge, dass ständig neues Personal eingearbeitet werden müsse.

Sozialsenator Mario Czaja (CDU) zeigte gegenüber der taz Verständnis für das Anliegen: „Ich habe die Forderung nach mehr Personal im Rahmen der Haushaltberatungen geltend machen können. Nun liegt die abschließende Entscheidung im Abgeordnetenhaus.“ Die linke Arbeitsmarktpolitikerin Elke Breitenbach hält jedoch die Personalaufstockung nicht erst für das kommende Jahr für nötig. „Hier handelt es sich um einen dauerhaft höhere Arbeitsaufwand“ MARINA MAI