Rezession in Eurozone vorbei

BIP Positive Konjunkturdaten aus Deutschland und Frankreich beenden vorerst Schwächephase. EU-Kommissar Rehn sieht kein Ende der Krise

„Es gibt keinen Grund zu irgendeiner Selbstzufriedenheit“

OLLI REHN, WÄHRUNGSKOMMISSAR

BERLIN taz | Die Rezession in der Eurozone ist vorerst beendet: Im zweiten Quartal, also von April bis Juni, wuchs die Wirtschaft im Euroraum um 0,3 Prozent. Dies ist das erste Plus, das seit Herbst 2011 zu verzeichnen ist.

Die Euro-Konjunktur wird derzeit vor allem von zwei Ländern stimuliert: Deutschland und Frankreich. Die deutsche Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal um 0,7 Prozent, in Frankreich betrug das Plus 0,5 Prozent. Dies geht aus Schnellschätzungen hervor, die das europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch veröffentlichte.

Ansonsten zeigt sich bei den „Nordstaaten“ der Eurozone ein eher uneinheitliches Bild. Finnland ist ebenfalls um 0,7 Prozent gewachsen, während Belgien nur ein Plus von 0,1 Prozent erwirtschaftete. Österreich kam auf 0,2 Prozent.

Die Niederlande schrumpfen sogar: Das Minus betrug im zweiten Quartal 0,2 Prozent und summiert sich damit im vergangenen Jahr auf minus 1,8 Prozent. Die Niederländer kämpfen mit den Folgen einer Immobilienblase.

Auch in den europäischen Krisenstaaten verläuft die Entwicklung unterschiedlich. In Griechenland und Zypern schrumpft die Wirtschaft weiter. Seit 2008 ist die griechische Wirtschaftsleistung um fast ein Viertel gesunken. Ein Ende ist nicht abzusehen: Im vergangenen Jahr war wieder ein Minus von 4,6 Prozent zu verzeichnen. Zyperns Wirtschaft schrumpfte allein im zweiten Quartal um 1,4 Prozent – und im vergangenen Jahr um insgesamt 5,2 Prozent. Besser sieht es in den anderen Krisenstaaten aus. Portugal konnte im zweiten Quartal sogar ein Plus von 1,1 Prozent verzeichnen. Allerdings hatte dies zum Teil saisonale Gründe, wie das portugiesische Statistikamt herausstrich: Ostern lag diesmal früh, weswegen auch die Touristen eher anreisten.

In Spanien schrumpfte die Wirtschaft im zweiten Quartal noch um 0,1 Prozent, in Italien waren es 0,2 Prozent. Die Krise schlägt also hier derzeit nicht allzu schlimm zu – was sich auf dem Arbeitsmarkt nicht niederschlägt. In Spanien sind rund 26,2 Prozent ohne Job.

Insgesamt gilt für die Eurozone: Das kleine Plus von 0,3 Prozent im zweiten Quartal reicht nicht aus, um die Einbrüche der Vergangenheit zu kompensieren. Im Vergleich zum zweiten Quartal vor einem Jahr ist die Wirtschaft in der Eurozone um 0,7 Prozent geschrumpft.

Auch ist unklar, ob sich der Aufschwung fortsetzt. Denn das zweite Quartal ist nicht unbedingt repräsentativ, weil nach dem Winter fast immer ein kleiner Aufschwung einsetzt – auch „Frühjahrsbelebung“ genannt. Die Bauindustrie kann wieder arbeiten, und der Tourismus floriert. Dieser Effekt lässt aber wieder nach. Für das Gesamtjahr 2013 schätzt das Konjunkturforschungsinstitut IMK, dass die deutsche Wirtschaft nur ein Plus von 0,3 Prozent erreicht.

EU-Währungskommissar Olli Rehn warnte am Mittwoch davor, die Eurokrise als beendet anzusehen: „Es gibt keinen Grund zu irgendeiner Selbstzufriedenheit.“

UH

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