Ahnungsloser Räuber

POKERRAUB Ein 20-Jähriger soll nichts ahnend zu dem Überfall überredet worden sein, sagt sein Anwalt

„Mit einer Art von Naivität einfach da reingeschlittert“

DER ANWALT DES VERDÄCHTIGTEN

Vor dem Überfall noch rasch ins Fastfood-Restaurant: Der Anwalt von einem der mutmaßlichen Berliner Pokerräuber hat in einem Zeitungsbericht seinen Mandanten als „Opfer der Überredungskünste seiner Mittäter“ dargestellt. Der 20 Jahre alte Intensivtäter habe nicht gewusst, was seine mutmaßlichen Komplizen vorgehabt hätten, sagte der Anwalt dem Tagesspiegel. Dass es Anfang März um den Überfall auf das große Pokerturnier im Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz ging, habe einer der fünf Verdächtigen der Gruppe erst kurz vor der Tat in einem Fastfood-Restaurant erklärt. „[Mein Mandant] ist da mit einer Art von Naivität einfach reingeschlittert“, erklärte der Rechtsanwalt.

Der 20-Jährige sei am Morgen wachgeklingelt und an einem U-Bahnhof mit einem Auto abgeholt worden. Während der Fahrt habe man ihn aufgefordert, sein Handy so zu präparieren, dass es die Polizei nicht orten könne. Drogen seien bei dem Überfall nicht im Spiel gewesen, sagte der Anwalt. Außerdem habe sich der 20-Jährige nach dem Überfall nicht absetzen wollen, sondern sei wegen seiner kranken Mutter in die Türkei gefahren.

Der Mann war Ende März bei der Rückkehr aus der Türkei am Flughafen Tegel festgenommen worden. Dem Zeitungsbericht zufolge bekam er 5.000 Euro als Anteil der Gesamtbeute von 242.000 Euro. Kurz nach seiner Festnahme habe er 4.000 Euro zurückgegeben, den Rest habe er bereits verbraucht, gab er an. Vier mutmaßliche Pokerräuber, darunter auch der 20-Jährige, sitzen in Untersuchungshaft. Ein fünfter kam als Kronzeuge auf freien Fuß. Laut Staatsanwaltschaft hatte er umfassend ausgesagt und kann auf eine kürzere Gefängnisstrafe hoffen. (dpa)