L’Oréal kauft The Body Shop

Der Millionendeal stößt bei Tierschützern auf heftige Kritik. Sie glauben, der französische Kosmetikriese versuche nur, sich mit dem Exkonkurrenten ein gutes Gewissen zu erkaufen

„Immer noch werden bei L’Oréal einzelne Inhaltsstoffe an Tieren geprüft“

VON BERNHARD ROHKEMPER

940 Millionen Euro – für diese Summe wird der weltgrößte Kosmetikkonzern L’Oréal den Naturkosmetikanbieter „The Body Shop“ kaufen. Die britische Firma akzeptiere das fast eine Milliarde schwere Übernahmeangebot des französischen Multis, teilte The Body Shop gestern in London mit. Demnach habe sich L’Oréal bereits 42,6 Prozent der Body-Shop-Anteile gesichert, was den Konzern zum Mehrheitseigner macht.

Tierschutzorganisation sehen die Übernahme kritisch. Corina Gericke, Fachreferentin für Tierversuche bei „Menschen für Tierrechte“ aus Aachen sagte der taz: „Die Übernahme ist eine dramatische Entwicklung.“ Zwar teste L’Oréal keine Endprodukte an Tieren, „immer noch werden aber einzelne Inhaltsstoffe an Tieren geprüft“, moniert Gericke. Sollte sich das nicht ändern und der französische Konzern auch diese Tests nicht aufgeben, könne man bald nicht mehr guten Gewissens bei The Body Shop einkaufen.

Der Deutsche Tierschutzbund, Europas älteste und größte Tierschutzorganisation, formuliert die Kritik noch schärfer. „L’Oréal gehört zu den Unternehmen, die auch auf Basis von qualvollen Tierversuchen für ihre Produkte Profit machen. Mit Body Shop wollen die sich offenbar ein gutes Gewissen einkaufen“, kommentiert Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder die Übernahme.

Bei L’Oréal und The Body Shop versuchen die Verantwortlichen zu beschwichtigen. „The Body Shop“-Gründerin Anita Roddick sagte: „L’Oréal will unsere Werte unterstützen“. L’Oréal-Chef Lindsay Owen-Jones sagte, er habe großen Respekt vor den von der Unternehmensgründerin aufgestellten Werten.

The Body Shop hat seinen Ursprung in Brighton, Südengland. Dort gründete die Lehrerin Anita Roddick vor dreißig Jahren ihren ersten Laden für Naturkosmetik. In den Regalen standen 25 Produkte mit bis dato so ungewöhnlichen Ingredienzien wie Kakaobutter, Jojobaöl und Aloe Vera – alles in wiederverwendbaren Verpackungen. Aus der anfänglichen Idee, handgemachte Naturprodukte an den Mann und an die Frau zu bringen, wuchs im Laufe der Jahre ein Konzern mit 2085 Geschäften in 54 Ländern und einem Gewinn von rund 52 Millionen Euro (2005). Unter dem Leitsatz „Für soziale Veränderungen und eine Verbesserung der Umwelt“ setzt sich The Body Shop für Umweltschutz, Menschenrechte und die Unterstützung von Kommunen ein, bei denen die Firma jährlich für gut 7 Millionen Euro direkt einkauft. Roddick lehnte Tierversuche von Beginn an strikt ab.

Die Unternehmensgründerin und ihr Ehemann Gordon werden durch den Verkauf ihrer Anteile um knapp 190 Millionen Euro reicher. Sie halten 18 Prozent der 21,6 Prozent, die das Board of Directors von Body Shop verkauft. Anita Roddick wird weiterhin als Beraterin bei The Body Shop tätig sein. Auch Mitbegründer Iain McGlinn verkauft seine Anteile von 21 Prozent an L’Oréal. Er bekommt rund 200 Millionen Pfund.

Mit dem Kauf erweitert L’Oréal sein Markenportfolio, das vor allem mit Produktlinien aus dem Hochpreissegment bestückt ist. Mit Marken wie Biotherm, Lancôme und Ralph Lauren Fragrances verdiente L’Oréal 2005 rund 1,7 Milliarden Euro. L’Oréal wurde 1909 von dem französischen Chemiker Eugène Schueller gegründet.