Aluminiumfetzen und Kupferbruch

150.000 Kühlschränke entsorgt das Berliner Unternehmen BRAL jedes Jahr – und macht damit ein gutes Geschäft. Denn die Geräte sind zu 95 Prozent wiederverwertbar

BERLIN taz ■ Es geht um das FCKW: Hätten sich die Hersteller nicht jahrzehntelang ausschließlich auf Fluorchlorkohlenwasserstoffe als Kältemittel verlassen, könnten Kühlschränke einfach wie andere Haushaltselektrogeräte entsorgt werden. So aber findet sich das längst verbotene Treibhausgas auch heute noch in 9 von 10 Schränken – insgesamt bis zu 750 Gramm pro Gerät. Und das FCKW steckt nicht nur im Kältekreislauf, sondern auch im Dämmschaum, aus dem es herausgefiltert werden muss.

Diese Arbeit ist „das Herzstück unseres Angebots“, sagt Harald Abraham. Er ist Geschäftsführer der Berliner BRAL Entsorgungs GmbH, einem gemeinsamen Unternehmen der Berliner Stadtreinigungsbetriebe und der Firma Alba. BRAL ist auf das Recycling von Kühlgeräten spezialisiert.

Viel braucht man dafür nicht: einen stabilen Schredder, einen Häcksler und ein geschlossenes Gehäuse drum herum, das mit flüssigem Stickstoff begast werden kann. Die Kühlschränke werden von Hand ausgeräumt, Speisereste und Glas extra gesammelt, Kühlflüssigkeit und Öl abgelassen. Dann transportiert ein Förderband die Geräte in das System, wo sie im ersten Schritt in handtellergroße Stücke zerschreddert werden. Das setzt das FCKW aus den Schäumen frei.

Der flüssige Stickstoff kühlt es jedoch so weit ab, dass es sich verflüssigt und absetzt. Die Bruchstücke fallen nun in den Häcksler, der sie zu Flocken zerkleinert. Reibungswärme und die unterschiedliche Schwere sorgen dafür, dass sich die unterschiedlichen Stoffe voneinander trennen. Übrig bleiben FCKW, münzgroße Stahlteilchen, Kunststoffflocken, Aluminiumfetzen und Kupferbruch – ein Schad- und vier Wertstoffe. „Ein Kühlschrank hat eine Recyclingquote von gut 95 Prozent“, so Abraham.

Kein Wunder, dass sich das Geschäft lohnt: 140 bis 160 Euro pro Tonne Schrottkühlschränke bekommt BRAL ab dem 24. März, wenn das ElektroG in Kraft tritt, vom Hersteller. Das sind 6 bis 8 Euro pro Gerät. Etwa 150.000 Kühlschränke schafft das Berliner Unternehmen im Jahr.

Nur für die Entsorgung des FCKW muss BRAL dann selbst zahlen – an die in Goch ansässige Firma RCN, die das Treibhausgas bundesweit einsammelt und vorreinigt, bevor sie es wiederum an die Hannoveraner Solvay verkauft. Diese ist die Nachfolgerin des Hoechst-Bereiches, der das FCKW in Deutschland ursprünglich hergestellt hatte und nun für die Vernichtung verantwortlich ist. Dort wird es rückstandsfrei in Salz- und wässrige Flusssäure verwandelt.

Alles andere kann Abraham selbst verkaufen: Für die Tonne Stahl- und Eisenschrott gibt es derzeit etwa 240 Euro, für Aluminium 1.400 und für Kupfer sogar 3.400 Euro. Auch Zink und Messing fallen in kleineren Mengen an. Das einzige Problem ist der Kunststoff. Da er nicht sortenrein ist, bringt er nur wenige Cent. Die Mischung taugt höchstens für grobes Plastik, wie man es etwa für Schutzkappen braucht – zum Beispiel für den Transport von neuen Kühlschränken und anderen Elektrogeräten. BEATE WILLMS