LESERINNENBRIEFE
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Inquisitionschef Ratzinger

■ betr.: „Es wird peinlich für den Papst“, taz vom 26. 3. 10

Glaubenskongregation ist die verniedlichende Neubenennung einer altbekannten, berüchtigten Institution namens Inquisition, die schon immer missliebige Kirchenkritiker verfolgte und auch mal auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ, während sie andererseits Kirchenfreunde, und seien es die schlimmsten Verbrecher, in ihren Schutz genommen hat. Joseph Ratzinger war 25 lange Jahre Inquisitionschef, und hat die Akten bearbeitet gegen Eugen Drewermann, Uta Ranke-Heinemann, Hans Küng u. a. sowie für die klerikalen Päderasten aller katholischen Länder. NORBERT SCHAAF, Koblenz

Missbrauch in der Familie

■ betr.: „Es wird peinlich für den Papst“, taz vom 26. 3. 10

Ich teile gänzlich Ihre Auffassung, dass man weiterhin öffentlichen Druck auf die katholische Kirche ausübt, damit diese, in Kooperation mit den zuständigen staatlichen Behörden, jeden Fall von Missbrauch aufklärt, die Opfer entschädigt und somit auch dazu beiträgt, dass die Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.

Was jedoch die derzeitige Berichterstattung über den Priester als Täter, verbunden mit einer Kampagne gegen die katholische Kirche, leider in den Hintergrund treten lässt, ist die Tatsache, dass in Deutschland sexueller Missbrauch an Kindern mehrheitlich in den Familien und im engsten familiären Umfeld stattfindet. Sehr viele Opfer verbringen aufgrund dieser traumatischen Erlebnisse oft viele Jahre in Kinder- und Jugendpsychiatrien und Jugendhilfeeinrichtungen. Fehlende Plätze in Psychiatrien, Fachkräftemangel in Jugendhilfeeinrichtungen, leere Kassen bei den Kommunen, überlastete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei den Jugendämtern usw. erschweren nicht nur die Arbeit mit dieser Klientel, sondern tragen auch dazu bei, dass den betroffenen Kindern und Jugendlichen oft zu spät oder nicht adäquat geholfen werden kann.

MICHAEL FICKINGER, Wolfstein

Maori nicht gleichbehandelt

■ betr.: „Formeln der Höflichkeit. Neuseeland geht mit seinen Ureinwohnern völlig anders um als Australien“, taz vom 17. 3. 10

Ganz so einfach sollte man es sich doch nicht machen wie Ilja Trojanow. Zwar ist es sicher richtig, dass sich die Situation für die Maori Neuseelands etwas anders darstellt als für die Aborigines in Australien, aber gerade die Romane und Theaterstücke der Maori-SchriftstellerInnen wie Witi Ihimaera, vor allem auch Patricia Grace und Alan Duff zeigen, dass es mit der Akzeptanz von Geschichte, Sprache und Kultur der Maori weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart weit her war und ist. JÜRGEN MARTINI, Magdeburg

Vertan, die große gelbe Chance

■ betr.: Die schwarz-gelbe Regierung

Da war sie nun: die große gelbe Chance. Vertan. Verwählt. Die Gunst der Stunde schrumpft minütlich. Wer hoch stapelt … Was nun? Der Blick in fragende Gesichter von alten FDP-NeuwählerInnen, die so deutlich nie Bände sprachen. „Ich will meine Stimme zurück! Betrug! Dieb! Zu Hilfe, warum hilft uns denn keiner?“ Nun, Guido hat keine Zeit. Philipp keinen Plan. Christine kein Alter. Ursula das falsche Amt. Wolfgang kein Geld, und ihr … keine Stimme mehr.

SVENJA ROTHER, Berlin

Nichts zu verschieben in NRW

■ betr.: „Werder ist wichtiger als Westerwelle“, taz vom 25. 3. 10

Vielen Dank für das interessante Interview mit Jürgen Trittin, der als politisches Schwergewicht sicher weiß, wovon er spricht. Wenn – wie Sie schreiben – Rot-Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen unrealistisch ist, dann fragt man sich, was realistisch wäre. Bei den derzeitigen Meinungsumfragen gibt es für Schwarz-Gelb keine Mehrheit. Also bliebe eine Jamaika-Koalition übrig, die nicht unbedingt schlecht sein muss und durchaus „funktionieren“ könnte. Was die Atomenergie betrifft, braucht man in NRW den Ausstieg nicht zu verschieben, weil es nichts zu verschieben gibt. In Nordrhein-Westfalen läuft kein einziger Reaktor mehr, der kommerziell Strom erzeugt. In den letzten 10 Jahren hat sich dort eine stattliche Erneuerbare-Energien-Branche etabliert, teils bedingt durch den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Nordrhein-Westfalen ist schon heute das Land mit dem besten Erneuerbare-Energien-Know-how und könnte zum Modellfall generell werden! CHRISTIAN LUKNER, Bonn